Wirklich schön wohnen sie, die Brenns. Mitten in den Reben. Mit dem großen Glück, so Andreas Brenn, dass viele eigene Reben direkt ums Haus stehen. Den Hof hat sein Opa zusammen mit seinem Vater aufgebaut. 1964 sind sie vom Oberdorf hierher gezogen. Und wohnen nun schon in dritter Generation hier. Damals beherrschten das Gemüse und die Tierhaltung das Geschäft der Brenns. Zweimal in der Woche ging es nach Freiburg auf den Großmarkt. Bis 1996 engagierte sich die Familie in Bullenmast, bis 2012 waren noch Schweine auf dem Hof. Reben gab es nur wenige. Selbst als Andreas 1989 mit in den Familienbetrieb eingestiegen ist, bewirtschafteten sie lediglich 4 Hektar Reben. Damals war es auch schwer, neue Stücke hinzu zu pachten oder zu kaufen. Das hat sich in der Zwischenzeit geändert.
Andreas Brenn konzentrierte sich mit den Jahren mehr und mehr auf den Weinbau. Auch das Gemüsesortiment wurde immer kleiner. Mit Abhängigkeit vom Wetter und ohne künstliche Bewässerung gestaltete sich dieser Wirtschaftszweig zunehmend schwieriger. Heute bauen die Brenns noch auf etwa 40 Ar Karotten an, außerdem Mais, Getreide und Soja. Der Schwerpunkt liegt eindeutig im Weinbau. Peù a peù konnte Andreas Brenn immer mehr Reben dazu pachten. Sein Sortiment unterteilt sich heute zu 32% in Spätburgunder, 26% Müller-Thurgau, 23% Grauburgunder und 13% Weißburgunder. Etwa 6% entfallen auf Gewürztraminer, Scheurebe, Riesling, Silvaner und Muskateller. Die Bewirtschaftung des Weinbaubetriebs liegt Andreas Brenn auch viel mehr. Der Gemüseanbau ließ dazumal kaum eine Pause zu. Jetzt kann er ab und an auch mal durchschnaufen. Sogar der Schnapsbrennerei kann sich der Winzer wieder verstärkt widmen. Gerade hat er sich neues Brenngeschirr zugelegt. Damit produziert er insbesondere Trester zur Weiterverarbeitung in der Industrie.
Die Arbeit in den Reben ist nicht alleine zu stemmen
Die Arbeit als Winzer macht Andreas Brenn Spaß. Er schafft gut und gerne. Und wenn es sein muss, auch mal länger. Nur der Sonntag ist und bleibt „heilig“. Hilfe findet er in seinem Vater, der noch täglich in den Reben unterwegs ist. Schon mehrere Jahre kommen im Frühjahr und Herbst zwei Rentner, die mit Freude und Engagement dabei sind. Solange das so läuft, ist alles bestens, freut sich der Winzer. Einen Festangestellten hat die Familie Brenn ebenfalls, nämlich Cousin Wolfgang Zimmerlin. Bereits seit mehr als zwanzig Jahren ist der behinderte Mann dabei und erledigt in seinem Tempo anfallende Arbeiten. Das funktioniert ganz gut, so Andreas Brenn. Auch seine Frau Martha, von Berufs wegen Fahrschullehrerin, ist teilweise in den Reben unterwegs.
Der Austausch und die Unterstützung mit Winzerkollegen sind für die Arbeit ebenfalls immens wichtig. Hier gibt es zum Beispiel die Maschinengemeinschaft. Mit Winzer Samuel Lay teilt sich Andreas Brenn einen Vollernter, mit Winzer Markus Kanzinger eine Entblätterungsmaschine. Alleine könnte man sich die notwendigen Maschinen gar nicht leisten. Klar, man muss aufeinander Rücksicht nehmen und sich abstimmen. Aber das klappt wirklich gut. Den Herbst ziehen die Winzer oft gemeinsam durch. Das macht nicht nur mehr Spaß, sondern ist zudem noch effektiver.
Wie es weitergeht, wird sich erst in Zukunft zeigen
Auf die Frage nach der Zukunft ist Andreas Brenn zweigespalten. Es bleibt spannend, wie sich alles weiterentwickelt, so der Winzer. Die Kosten, insbesondere von Diesel und Dünger, steigen. Der Absatzmarkt ist, aktuell bedingt, nicht mehr so wie vor ein paar Jahren. Eine gewisse Wertschöpfung muss einfach da sein, damit die harte Arbeit in den Reben gerechtfertigt ist. 30-40 Cents pro Liter mehr, das wäre eine echte Hausnummer. Damit würde sich die Arbeit für jeden Winzer lohnen.
Drei Söhne haben die Brenn‘s: Jonathan, David und Benjamin. Jonathan hat Mechatroniker gelernt und bewirtschaftet im Nebenerwerb bereits eigene Reben. David orientiert sich gerade neu. Vielleicht kann er sich für die Winzertätigkeit erwärmen. Sohn Benjamin hat noch ein bisschen Zeit, sich zu entscheiden, wo es zukünftig langgehen soll. Wenn einer der drei den Hof übernehmen will, wird der Vater nicht im Weg stehen. Wenn es wirtschaftlich jedoch keinen Sinn (mehr) macht, muss auch das akzeptiert werden.
Hat in den letzten Jahren erfreulicherweise zugelegt: das Miteinander
Trotzdem schaut Andreas Brenn zuversichtlich in die Zukunft. Dabei spielt die neue Geschäftsführung der Winzergenossenschaft Bötzingen keine unwesentliche Rolle. Hier wird ordentlich was bewegt. Viele Dinge, die schon lange anstanden, wurden in kürzester Zeit umgesetzt. Auch das Miteinander ist anders, besser, geworden. Der Austausch ist da, die Winzer werden mit einbezogen. Denn „ab und an muss man auch mal aufs Volk hören“, fügt Andreas Brenn schmunzelnd hinzu. Er selbst engagiert sich seit 2003 im Aufsichtsrat. Das ist wichtig für ihn. Denn bewegen kann man nur gemeinsam etwas.
Und er ist glücklich über den bisherigen Verlauf der Weinsaison 2022. Bis hierher ist alles positiv verlaufen. Das lässt hoffen, im Gegensatz zum letzten Jahr, endlich wieder eine gute und qualitativ hochwertige Ernte einzufahren. Das wäre für die gesamte Weinbranche wünschenswert.