Auf vier schmalen Terrassen liegt sie. Und ist eine der trockensten und gleichzeitig verheißungsvollsten Rebenparzellen auf der Bötzinger Gemarkung: die Gauchhahle. Syrah soll hier gedeihen. Ein ganz anderer Weintyp als der für den Kaiserstuhl bekannte Spätburgunder. Diese Rebensorte ist an Trockenheit und Hitze gewohnt. Also genau das Richtige für die besondere Lage. Gleichzeitig soll der Syrah eine exklusive Rotwein-Alternative zu den herkömmlichen Kaiserstuhl-Rotweinen sein. Eine, die eher an den Süden Europas erinnert. Und völlig neue Geschmackserlebnisse verspricht. Im April dieses Jahres erfolgte die Rebenpflanzung. Aber Nebenerwerbswinzer Florian Höfflin, der diese Parzelle mit seiner Familie betreibt, hat viel mehr vor. Genauso wie mit den eigenen Reben. Denn für ihn ist Nachhaltigkeit nicht nur ein Bekenntnis. Er lebt es auch.
Eine gute Grundlage ist die Voraussetzung für Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit
Zum Thema Nachhaltigkeit macht sich der junge Winzer so einige Gedanken. Viele Ideen gibt es da. Aber man muss abwägen, auch mal ausprobieren und ein bisschen auf sein Bauchgefühl hören. Und was jetzt gut ist, kann in einigen Jahren schon nicht mehr funktionieren. Ein tagtäglicher Spagat zwischen Bestehendem und Neuem.
Ein Ziel von Florian Höfflin ist auf jeden Fall, die Reben längerfristiger anzulegen. Dafür benötigen diese eine gute Grundlage. Etwas, das man ihnen von klein auf mitgibt und von dem sie ein Leben lang profitieren. Ein bisschen zu vergleichen mit den eigenen Kindern, so der Winzer lächelnd. So ist beispielsweise für Florian wichtig, die Reben anzuregen, tiefe Wurzeln auszubilden und somit für sich selbst zu sorgen.
Irgendwann, ist sich der Winzer sicher, müssen die Reben aufgrund der Ressourcenknappheit auch ohne Wasserzufuhr auskommen. Von daher sollte man ihnen ausreichend Zeit geben, ein gutes Wurzelwerk auszubilden. Vielleicht ein oder zwei Jahre mehr auf die Traubenernte verzichten oder die Erträge geringhalten, um die Langlebigkeit zu forcieren. Denn auch die Kosten für das Anlegen einer neuen Rebenparzelle sind in der jetzigen Zeit enorm gestiegen. Je länger diese halten und Erträge bringen, umso besser. Und, fügt Florian hinzu, muss sich der Winzer insbesondere um einen guten und gesunden Boden bemühen. Denn das ist jetzt und für die Zukunft das A und O.
Der Boden ist der Schatz eines jeden Winzers
Hier sieht der Winzer sich selbst und alle seine Kollegen und Kolleginnen in der Pflicht. Lediglich Reben zu pflanzen und Trauben zu ernten, ist nicht mehr ausreichend. Jeder Winzer sollte sich mit seiner Parzelle auseinandersetzen, seinen Boden kennen und pflegen. Dazu gehört beispielsweise auch, erst zu schauen, ab welcher Tiefe der Boden verdichtet ist und gelockert werden sollte. Hier kann jede Menge Kraft und Energie eingespart werden. Also besser abwägen, was im Moment gerade wichtig und insbesondere notwendig ist. Auch mal ein bisschen „spielen“, austesten und forschen, wie der Boden reagiert. Gesunde, funktionale Böden, ist sich Florian sicher, können besser mit Trockenheit umgehen.
Um die Verdunstung zu reduzieren und die Feuchtigkeit im Boden zu halten, hat der Winzer auf einigen seiner Parzellen Heu verteilt. Somit verdunstet weniger Wasser und der Boden bleibt länger feucht. Genauso gehören Humus-Aufbau, Zufuhr von Kompost oder Trester zum Schutz des Bodens. Alles Mittel, um den Boden so zu präparieren, dass nur im äußersten Notfall Wasser zugeführt werden muss.
So wenig wie möglich in den Kreislauf der Natur eingreifen
Auch auf die Begrünung schwört der Winzer. Viele Vorteile sind damit verbunden. Einerseits wird Konkurrenz für die Reben aufgebaut. Diese muss ihre Wurzeln weiter in die Tiefe treiben, um sich Wasser zu holen. Andererseits ist die Begrünung die Lebensgrundlage vieler Insekten und anderer wilder Tiere. Die gehören zur Natur und zum Kaiserstuhl dazu. Vögel finden Nahrung, siedeln sich hier an und laben sich im besten Falle an den potenziellen Schädlingen der Reben. Eine echte Win-Win-Situation.
Genauso bilden Leguminosen (Anteil in den eingesäten Pflanzmischungen) Stickstoff an ihren Wurzeln. Dieser kann später von den Reben genutzt werden. So kann die externe Stickstoffzufuhr peu á peu zurückgefahren werden. Mit dem unausweichlichen Walzen der Begrünung startet der Humus-Aufbau und CO2 wird im Boden festgelegt. Gleichzeitig sind die hier angereicherten Nährstoffe wieder für die Reben verfügbar. Außerdem entsteht ein Verdunstungs-Schutz. Es ist wichtig, das große Ganze zu betrachten und die Reben zu animieren, sich selbst zu helfen. Mittlerweile hat der Winzer immer einen Spaten im Auto. Er kennt seine Böden. Untersucht diese genau. Weiß, was gemacht werden muss. Und probiert immer wieder aus. Es macht ihm Spaß, zu hinterfragen und sich mit der Natur auseinanderzusetzen.
Der Bötzinger Syrah hat schon jetzt viele Anhänger
Mit dem neuen Syrah muss noch viel Erfahrung gesammelt, viel experimentiert werden. Dabei geht es beispielsweise um die Stärkung der Pflanzen, um die Art der Ertragsreduzierung, den Ausbau im Keller. Viele Unbekannte, die das Unterfangen sehr spannend machen. Es benötigt eine längere Zeit, ist möglicherweise eine Geschichte über Generationen. Aber auch eine gute Grundlage, wenn vielleicht die Kids von Florian Höfflin eines Tages in die Fußstapfen ihres Vaters treten.
Der Winzer ist sich sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Mit all seinen Anstrengungen, Überlegungen, alternativen Maßnahmen. Dass er dabei von Freunden, Familie und auch Winzerkollegen unterstützt wird, motiviert und begeistert ihn sehr. Die Gauchhahle ist eher schon ein kleines Gemeinschaftsprojekt, gibt er zu. Es wird gemeinsam darüber philosophiert, Ideen entwickelt und verworfen, andere umgesetzt. Bei der Pflanzung des Syrah war jede Menge Hilfe und Unterstützung vor Ort. Das hat ungemein Spaß gemacht. Und, schließt Florian Höfflin seinen Bericht ab, es freuen sich schon alle darauf, wenn es den ersten eigenen Syrah gibt.