Der Boden ist der wichtigste Schatz eines jeden Winzers. Solange sich man um diesen kümmert und nach ihm schaut, umso mehr danken es die Rebenpflanzen. Dessen sind sich die Winzer Markus Kanzinger und Florian Höfflin sicher. Und setzen auf Begrünung. Und zwar auf eine kunterbunte Mischung aus Kräutern, Kleearten, Blumen, im Winter auch Getreide sowie vielen weiteren farbenfrohen Pflanzen. Allerdings muss die Aussaat auch zur jeweiligen Rebenparzelle passen. Denn unterschiedliche Böden verlangen unterschiedliche Handlungsweisen. Was hier angepflanzt wird, hat auch direkt immer Auswirkung auf den Boden.
Unten nahrhaft und feucht, oben bunt und üppig
Florian Höfflin schwört auf die Begrünung. Viele Vorteile sind damit verbunden, so der Winzer. Einerseits wird Konkurrenz für die Reben aufgebaut. Diese muss ihre Wurzeln weiter in die Tiefe treiben, um sich Wasser zu holen. Gut für trockene Phasen. Andererseits ist die Begrünung die Lebensgrundlage vieler Insekten und anderer wilder Tiere. Die gehören zur Natur und zum Kaiserstuhl dazu. Vögel finden Nahrung, siedeln sich hier an und laben sich im besten Falle an den potenziellen Schädlingen der Reben. Eine echte Win-Win-Situation.
Genauso bilden Leguminosen (ein Anteil der eingesäten Pflanzmischungen) Stickstoff an ihren Wurzeln. Dieser kann später von den Reben genutzt werden. So kann die externe Stickstoffzufuhr peu á peu zurückgefahren werden. Mit dem unausweichlichen Walzen der Begrünung wird CO2 im Boden festgelegt. Gleichzeitig sind die hier angereicherten Nährstoffe wieder für die Reben verfügbar.
Durch die unterschiedliche Bepflanzung, ergänzt Markus Kanzinger, wird der Boden bis in die unteren Schichten durchdrungen. Somit entsteht wichtiger Humus. Der Boden wird „fit“ gemacht und kann gleichzeitig mehr Wasser aufnehmen und speichern. Dann halten die Reben bei Trockenheit besser durch. Die Begrünung wird später auch nicht gemulcht, sondern gewalzt. Die Pflanzen werden dadurch abgeknickt und bilden eine etwa 10 cm hohe Schicht. Durch das Walzen blühen die Pflanzen länger und sind nach wie vor für Insekten interessant. Weiterhin wird durch die Abdeckung der Boden nicht so aufgeheizt. Die Verdunstung ist wesentlich geringer.
Ein Rausch der Sinne
Es gibt eine Sommer- und eine Winterbegrünung in den Reben. Für den Sommer wird die Saatmischung im April eingesät. Ab Mitte Juni blühen die ersten Blumen. Über einen Zeitraum von etwa vier bis sechs Wochen sind unterschiedlich blühende Pflanzen in allen Farben zu verschiedenen Zeitpunkten zu bewundern. Ein Paradies für Bienen, Hummeln und viele andere Insekten. Die Wintermischung, mit einer anderen Zusammensetzung als im Sommer, wird direkt nach der Ernte im Herbst ausgesät. Bereits im April kann es, je nach Witterung, schon blühen. Dabei entscheidet sich der Winzer pro Rebberg für die Sommer- oder Winterbegrünung. Auch wird nur jede zweite Gasse begrünt. Die andere benötigt der Winzer zum Fahren und für notwendige Tätigkeiten. Schließlich wird in den Reben ja noch gearbeitet, schmunzelt Markus Kanzinger.
Neben den vielen Vorteilen profitieren nicht nur zahlreiche Insekten von einer Begrünung zwischen den Reben. Wanderer und Naturliebhaber kommen hier ebenfalls auf ihre Kosten. Ein wunderschöner Anblick, der das Herz erfreut. Das emsige Treiben auf der „Sommerwiese“, die herrlichen Farben und die tolle Natur lassen entschleunigen und entspannen. Ein Spaziergang durch die Reben ist eine absolute Empfehlung. Schon Sebastian Kneipp bemerkte ganz richtig: „Die Natur ist die beste Apotheke.“