Florian Höfflin ist sehr zufrieden mit der Entwicklung seiner Reben in der Gauchhahle. Im Frühjahr 2023 wurde auf vier schmalen Terrassen der Syrah von Hand angepflanzt. Im ersten Jahr ist der Großteil der Reben bereits gut gewachsen. Der viele Regen hat das Wachstum in diesem Jahr positiv beeinflusst, die Reben stehen grün und vital da. Wichtig ist, dass diese langsam und gleichmäßig wachsen. Allerdings sollte man es der Rebe nicht allzu einfach machen, so der Winzer. Nur so hat sie selbst den Ansporn, sich zu helfen und gute Trauben zu produzieren. Nicht alles, was perfekt ist, ist immer das Beste für die Pflanzen, weiß Florian Höfflin aus Erfahrung.
Ein Rebstock braucht ausreichend Zeit und langsames Wachstum
Einige der angepflanzten Reben sind noch nicht so gewachsen wie gewünscht. Hier wird der Winzer die Trauben in diesem Jahr entfernen. Die Pflanze soll Zeit zum Wachsen bekommen und ihre Kraft und Energie nicht in die wenigen vorhanden Trauben stecken, sondern für die eigene Stärkung nutzen, also z.B. ein tiefes Wurzelwerk bilden und sich somit etablieren. Bei einem guten Syrah, weiß der Winzer, kommt es auf ein tiefes Wurzelwerk und einen gesunden Boden an. Die Pflanze darf sich von möglicher Trockenheit nicht beeinflussen lassen, soll natürliche Nährstoffe aufnehmen und allzu großen Stress vermeiden. Dann kann in den nächsten Jahren mit gutem Wein gerechnet werden.
Es ist nicht wichtig, dass jede Pflanze von Anfang an viele Trauben produziert. Ganz im Gegenteil, betont Florian. Viel wichtiger ist, dass das Ganze auf Langfristigkeit angelegt ist. Die ersten Jahre sind „Kinderjahre“. Hier muss viel Arbeit, Liebe und Engagement reingesteckt werden. Die Pflanzen sollen sich wohlfühlen. Eine Überbelastung der Reben wäre kontraproduktiv. Wenn im zweiten Jahr ca. ein Drittel einer normalen Traubenernte eingefahren werden kann, ist Florian zufrieden. Es braucht ein paar Jahre, bis der Zielertrag erreicht ist. Jede Rebe hat dieses Jahr 4 bis 5 Ruten mit maximal zwei Trauben. Zukünftig sind es etwa zehn – zwölf Ruten. Doch bis dahin gibt es noch einiges zu tun.
Die beste Grundlage: ein gesunder Boden
Die ersten beiden Jahre sind für neue Reben kritisch. Da die Gauchhahle eine der trockensten und heißtesten Lagen am Kaiserstuhl ist, wurde im ersten Jahr ein Teil der jungen Pflanzen bewässert. Winzerkollege Andreas Brenn hat dabei geholfen, ein Wasserfass auf der Gauchhahle zu platzieren. Vor allem die äußeren Reihen an der Böschung sind dem Wind und der Sonne ungeschützt ausgesetzt, somit besteht dort die größte Gefahr einer Austrocknung. Deshalb soll in diesen Bereichen ein fester Tropfschlauch installiert werden.
Langfristig möchte Florian mit anderen Mitteln arbeiten. Er denkt an die optimale Bodenbedeckung. Im Frühjahr wird er Heu, Trester und Kompost auf dem Boden verteilen, was zu einem kontinuierlichen Humusaufbau führt. Ein guter Boden ist die Grundlage für eine gesunde Pflanze, weiß Florian. Darauf achtet er ganz besonders. Bereits jetzt zeigt sein Boden eine gute Struktur und Lockerheit. Positiver Nebeneffekt eines kontinuierlichen Humusaufbaus für das Klima: CO2 aus der Luft wird im Boden gebunden.
Derzeit wachsen hier jede Menge Pflanzen, ohne bisher eingesät worden zu sein. Eben das, was der Kaiserstuhl zu bieten hat. Vogelmiere, Wicke und Mohn sind unter anderem zu sehen. Eine schöne Vielfalt, die mit den Reben eine Symbiose eingehen und sich gegenseitig stärken. Je nach Wüchsigkeit und Jahresverlauf wird die entsprechend passende Begrünung eingesät. Diese hat viele positive Effekte, wie z.B. die optimale Durchwurzelung des Bodens, Lebensraum für Insekten, Nährstoffe für die Reben oder gewalzt als Verdunstungsschutz.
Die Nachhaltigkeit immer im Blick
Der Unterboden sieht im Moment ein bisschen „wild“ aus. Aber das stört Florian Höfflin nicht. Reben und Gras sind gerade ausgeglichen. Und manchmal muss man Sachen einfach akzeptieren. Viel wichtiger ist es, die Unterstock-Bearbeitung mit einem weiteren Maschinengang in den Reben zu kombinieren, wie beispielsweise mit dem Mulchgang oder dem Pflanzenschutz. Somit spart sich der Winzer eine Schlepperfahrt. Weniger Arbeit und gleichzeitig gut für die Umwelt. Eine Bearbeitung bei Nässe ist jedoch auch nicht optimal, ergänzt Florian, da dies zu Lasten der Bodenstruktur gehen kann. Das muss alles bedacht werden. Also wird spontan und nach Notwendigkeit entschieden.
Jetzt ist erst einmal Entblätterung angesagt. Auch werden die zweijährigen Reben mit zwei Bändern fixiert, damit diese schön gerade nach oben wachsen. Dafür nimmt der Winzer elastische Baumwollbänder. Der Vorteil: diese sind natürlich und schaden dem Boden nicht, wenn sie in ein paar Jahren abfallen. Schon Kleinigkeiten sind wichtig für die Umwelt. Florian Höfflin stellt sich jetzt auch die Frage nach einer möglichen Traubenteilung. Ob dieser Arbeitsschritt jedes Jahr notwendig ist, wird die Erfahrung der nächsten Jahre zeigen.
Vorfreude auf den ersten Bötzinger Syrah
Der Syrah ist eine spätreifende Sorte, die zu den letzten Ernten während der Lese gehört. Allerdings sind Jungpflanzen in der Regel auch etwas früher dran. Die Trauben, so schätzt der Winzer, lagern mindestens ein Jahr im Barrique-Fass. Möglicherweise, lächelt er, können wir Weihnachten 2025 die erste Flasche öffnen.
Allerdings, betont der Winzer, braucht der Rebstock ein paar Jährchen, um das Beste aus seinen Beeren zu machen. Ob sich der ganze Aufwand lohnt, weiß Florian Höfflin nicht. Das wird sich erst in den nächsten zehn Jahren herausstellen. Es bleibt auf jeden Fall spannend. Und für den Winzer eine besondere Herausforderung, der er sich mit sehr viel Optimismus und Motivation stellt.