Die Weinlese ist die wichtigste und gleichzeitig aufregendste Zeit im Jahr. Sowohl für die Winzer als auch für die Winzergenossenschaft. Hier entscheidet sich, ob die Qualität der Trauben ein gutes Weinjahr einläuten und ob ausreichende Mengen für jede Weinsorte eingefahren werden können. Immer wieder ein gemeinsames Abwägen, Bangen, Diskutieren, Entscheiden. In diesem Jahr hat das Wetter dem Leseplan das eine oder andere Mal einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Wie in jedem Jahr entscheiden das Gremium aus Aufsichtsrat und Vorstand sowie Geschäftsführer und Kellermeister der Winzergenossenschaft anhand der Reife der Trauben, wann mit der Lese und ganz speziell mit welcher Sorte begonnen wird. Vorab werden die Mitglieder der Winzergenossenschaft im Rahmen einer Herbstversammlung auf die Lese eingestimmt. Ein Leseplan legt fest, an welchem Tag welche Weinsorte geerntet wird. Die Lese in Bötzingen startete in diesem Jahr am 10. September und dauerte etwa fünf Wochen an.
Weniger Ernte, aber hohe Qualität - und neue Produkte
Rückblickend kann man sagen, dass alle Beteiligten sehr froh sind, die Weinlese über die Bühne gebracht zu haben. In den ersten Tagen begleitete ein sonniger Spätsommer die Winzer bei ihrer Arbeit in den Reben. Danach offenbarte die Natur ihr nasses und stürmisches Gesicht. Dadurch musste viel jongliert, die Lese oftmals umgeplant werden. Jeder Tag, der einigermaßen gut war, wurde für die Ernte genutzt. Das hat dem Team im Keller viel abverlangt, genauso wie der Winzerschaft. Glücklicherweise konnte der Herbst 2024 alles in allem positiv abgeschlossen werden.
Im Vergleich zum Vorjahr wurden insgesamt ein Viertel weniger Trauben angeliefert. Dennoch ist man mit der Qualität sehr zufrieden. Gleichzeitig starteten in diesem Herbst zwei Sonderprojekte. Was genau, wird doch nicht verraten. Und bleibt vorerst eine Überraschung. Darüber hinaus wurde erstmals in 2024 eine neue PIWI-Sorte geerntet, der Sauvitage. Genauso konnte der erste Syrah von der Gauchhahle durch Winzer Florian Höfflin eingefahren werden. Über die Anfänge mit dem neuen, exklusiven Roten haben wir bereits in unserem Blog berichtet.
Ein kleiner Rückblick von Winzern
Samuel Lay:
In den letzten Wochen entwickelte sich die Reife der Trauben zügig, so dass direkt nach dem Bötzinger Weinfest die Lese mit den Müller-Thurgau-Trauben gestartet werden konnte. Danach wurde das Wetter wechselhaft und regnerisch. Das zog sich dann leider bis zum Ende der Lese durch. Trockenes Erntewetter wurde seltener und so wurde jede Regenpause für die Ernte genutzt. Egal, ob bei Tag oder Nacht. Insgesamt fiel die Lese kleiner als erwartet aus, war jedoch von einem intensiven Beerenaroma geprägt, das auf die neuen Jahrgänge freuen lässt. Auch die in 2023 gepflanzten Sauvitage Reben entwickelten sich dieses Jahr sehr gut und es konnte bereits eine kleine Menge geerntet werden. Wie erwartet, reiften die jungen Reben etwas zügiger und so konnten die vollreifen Trauben bereits am 20. September eingefahren werden.
Tobias Diehr:
Der Winzer ist sehr dankbar für die diesjährige Lese und freut sich über das schöne Traubengut. Die Trauben haben sich im Laufe der Saison, trotz häufigem Regen, sehr gut entwickelt. Sogar die Ernte wurde oft von Regen begleitet. Doch zwischendurch gab es auch trockene Lesetage, die freudig genutzt wurden. Der 96jährige Vater des Winzers kann sich an solch ein nasses Rebenjahr in seinem ganzen Leben nicht erinnern.
Da die Arbeit in den Sommermonaten sehr hart und intensiv waren, gönnte sich Tobias Diehr vor der Lese noch einen zweiwöchigen Urlaub mit jeder Menge Entspannung. Diese südländische Gelassenheit hat er mit in die Ernte genommen. Auch die Lese seiner PIWI-Sorte Sauvitage war sehr zufriedenstellend. Auf diese Weine freut sich der Winzer ganz besonders.
Florian Höfflin:
Auf ein anstrengendes Winzerjahr mit sehr vielen Niederschlägen folgte eine regnerische und herausfordernde Weinlese. Dadurch kam es zu vielen Unregelmäßigkeiten bezüglich der Planung. Hier möchte der Winzer insbesondere all seinen Helfern danken, die ihn bei der Handlese unterstützt haben. Darüber hinaus wäre die Lese 2024 ohne Traubenvollernter nicht möglich gewesen. Ebenso wie bei der Handlese war die Planung und die Durchführung der Maschinenlese sehr aufregend.
Erfreulich war, dass die meisten Trauben dem vielen Regen gut standgehalten haben und trotz kleinerer Erntemenge schöne Trauben mit guter Qualität abgeliefert werden konnten. Auch die Lese des Souvignier Gris und der Selektions-Anlagen waren wieder sehr erfreulich. Ein Highlight für Florian Höfflin und seine Familie war auch der letzte Lesetag am 14.10., an dem die Trauben für den ersten Syrah-Jahrgang geerntet wurden.
Markus Kanzinger:
Auch Markus Kanzinger möchte als erstes allen Beteiligten der Lese für ihre Spontanität danken. Die Umplanung erfolgte immer sehr kurzfristig, manchmal sogar nachts, um die Trauben zum richtigen Zeitpunkt ernten zu können.
Im Großen und Ganzen konnten Trauben geerntet werden, die wegen der wenigen Sonnenstunden etwas weniger Zucker eingelagert haben, wie in den vergangenen Jahren gewohnt. Der Vorteil: Die Reben mussten in diesem Jahr keinen Durst leiden. Sie waren immer ausreichend mit Wasser versorgt.
Dies sorgte wiederum dafür, dass die Trauben viele Aromen einlagern konnten. Das schmeckt man schon in den Jungweinen. Markus Kanzinger freut sich bereits jetzt auf intensive, trinkfreudige Weine mit etwas reduziertem Alkohol.