Winzer sein ist toll. Immer in der Natur, das Leben genießen. Und ab und an ein Gläschen Wein trinken. Oder..?
Etwa dreihundert Winzerinnen und Winzer rund um den Kaiserstuhl gehören zur Winzergenossenschaft Bötzingen. Sie sind ein wesentlicher Teil des großen Ganzen. Mit ihrer tagtäglichen Arbeit tragen sie dazu bei, dass die Winzergenossenschaft in der Lage ist, hervorragende Weine auszubauen. Das Zusammenspiel aller Beteiligten sowie das perfekte Ineinandergreifen in allen Abläufen sind Voraussetzung für den Erfolg der Bötzinger Weine. Für den unverwechselbaren BÖTZINGER.
Doch wie sieht die Arbeit der Winzer eigentlich aus? Einmal Trauben ernten und fertig? Was machen die eigentlich im „Rest“ des Jahres?
Um diese und noch viel mehr Fragen zu beantworten, begleiten wir beispielhaft zwei der etwa dreihundert Winzer einmal rund ums Jahr. Das „Winzer-Tagebuch“, das regelmäßig auf der Blog-Seite erscheint, ermöglicht einen Einblick in das Leben, die Arbeit, die Gedanken, Ängste und Freuden eines Weinbauers.
Heute stellen wir unseren ersten Winzer vor: Samuel Lay
Am Hoftor der Familie Lay in Bötzingen sind die Jahreszahl 1759 und ein Winzermesser eingemeißelt. So kann man davon ausgehen, dass in der Familie schon seit jeher Weinbau betrieben wird. Auch Samuel Lay stammt aus dieser Winzerfamilie. Als kleiner Junge träumte er von großen Feldern und noch größeren Maschinen. Dass Ackerbau im großen Stil am Kaiserstuhl jedoch nicht möglich ist, musste er wenig später einsehen. Während seiner Ausbildung zum Landwirt pachtete Samuel Lay sein erstes Rebenstück. Etwa 2 ha Rebfläche umfasste nach der Lehre sein elterlicher Betrieb. Danach absolvierte er den „Wirtschafter für Weinbau“, anschließend kam der Abschluss zum „Winzermeister“. Inzwischen sitzt der Weinbauer selbst in der Prüfungskommission für die angehenden Meister seines Fachs.
Im Juli 2000 gründete Samuel Lay mit seinem Vater, damals Wein- und Gemüsebauer, eine GbR. Seit 2009 ist der 41jährige Familienvater alleiniger Inhaber des Unternehmens. Heute bewirtschaftet er 11 ha Rebflächen, die sich alle auf der Gemarkung Bötzingen befinden. Diese verteilen sich auf 5 ha Spätburgunder-Trauben, 2 ha Grauburgunder, 1 ha Müller-Thurgau sowie 1 ha Weißburgunder. Auf den restlichen Flächen werden Muskateller, Deckrot, Cabernet Mitos sowie Regent angebaut.
Gut muss es sein, gerne auch was Besonderes
Samuel Lay geht mit Freude an die Herausforderung heran, das Beste aus den Reben herauszuholen. Vor allem, wenn es darum geht, die Qualität seiner Flächen auszureizen und das Optimum zu erreichen. Hier experimentiert er auch ab und an ein bisschen. 1-1,5 ha seiner Reben sind Sonderflächen, das heißt für höherwertige Qualität bestimmt. Durch Ertragsreduzierung und Traubenteilung erhalten die verbliebenen Trauben eine bessere Versorgung und somit mehr Geschmacksintensität. Das betrifft insbesondere die Sorte Muskateller, aber auch einen Teil der Spätburgunder-, Grau- und Weißburgunder-Trauben. Auch Eiswein ist ein Spezialgebiet des Winzers. Als Ende Januar 2020 noch immer kein Frost in Sicht war, wurden die Trauben auf den verbliebenen 40 ar eingefahren. Aufgrund der fehlenden Minusgrade kam zwar kein Eiswein heraus, aber mit 212 Grad Oechsle eine Trockenbeerenauslese, die sich sehen lassen konnte.
Samuel Lay ist erst zufrieden, wenn die Qualität seiner Trauben stimmt, wenn er sein Wissen und Können optimal eingesetzt und sich die gesamte Anstrengung des Jahres gelohnt hat. Das Schönste für den Winzer während des gesamten Weinjahres ist, wenn nach den Anstrengungen eines Jahrgangs qualitativ hochwertige Traubenbestände erntebereit sind und gesund geerntet werden können. Dann hat er alles richtig gemacht.
Eine Berufung mit Engagement, Herzblut und Genuss
Das größte Risiko stellt für den Winzer der Einfluss des Wetters dar. Er muss aber auch weitere Risiken eingehen. Bereits im Jahre 2006 erwarb er mit zwei Winzerkollegen zusammen eine Entblätterungsmaschine. Damals war noch nicht klar, ob sich solch eine Anschaffung überhaupt rentieren würde. Zwischenzeitlich hat sich herausgestellt, dass er auf das richtige Pferd gesetzt hat. Seit drei Ernten ist Samuel Lay auch Mitbesitzer eines gezogenen Traubenvollernters. Somit ist er unabhängig von Lohnunternehmen und kann kurzfristiger entscheiden, welche Trauben dringend eingefahren werden müssen. Denn für eine optimale Reife ist der Erntezeitpunkt von hoher Bedeutung. Dies ist auch für die Winzergenossenschaft Bötzingen ein riesiger Vorteil, denn in gemeinsamer Absprache können nach Bedarf flexibel Verarbeitungskapazitäten genutzt werden. Samuel Lay hat ein gutes Verhältnis zur WG Bötzingen. Schon seit drei Generationen sind die Lays mit der WG „verbandelt“. Samuel Lay’s Großvater schloss sich als erster der Familie der Winzergenossenschaft an, sein Vater war als junger Mann selbst nachts noch in den Kellern mit dabei, die frischen Trauben zu verarbeiten. Und nun engagiert er sich selbst für die gemeinsame Sache und ist mit Freude dabei.
Aber Samuel Lay ist nicht nur Weinbauer, sondern auch Weingenießer. Schließlich hat man einen ganz besonderen Bezug dazu. Im Winter kommen bei ihm die hochwertigen Spätburgunder ins Glas, am liebsten eine Spätlese. Im Sommer schätzt der Winzer eher leichte und spritzige Weine. Da bevorzugt er einen Rivaner.