Heute: Samuel Lay
Man muss ja auch mal Glück haben. Das Wetter hat den Winzern bis jetzt in die Karten gespielt. Arbeiten gibt es dennoch genügend.
Samuel Lay ist entspannt und zufrieden. Die durch möglichen Frost unsicheren Zeiten liegen nun hinter ihm. Insgesamt sind die Winzer gut weggekommen, so Samuel Lay. Eine Kälteansammlungen während der Eisheiligen blieb aus, die Temperaturen lagen knapp über 0°C.
Allerdings gab es ein Phänomen in vielen Höhenlagen. Einer Schneise gleich sind Triebspitzen und Ranken von Reben teilweise dünn geworden, teilweise abgestorben. Die erste Vermutung waren Schädlinge, da die betroffenen Triebspitzen sehr filzig behaart und die Blätter deformiert waren. Aber auf Nachfrage bei der Weinbauberatung kam heraus, dass es sich hierbei um Windfrost handelte, der in der Nacht vom 11. auf den 12. Mai einige Rebflächen heimsuchte. Beim Nachschlagen in der Literatur handelt es sich hierbei um den „horizontalen Transport kalter Luftmassen mit einer Lufttemperatur unter 0°C. Windfröste können in allen Lagen Schäden verursachen, die den Kaltluftströmungen ausgesetzt sind.“ So aus der E-Mail der Weinbauberatung an die Winzer.
Im Moment sind die Reben durch dieses Witterungsereignis geschockt und in ihrem Wachstum gebremst. Etwa zwei Wochen wird dieser Stillstand anhalten. Danach bilden sich in jeder Blattachse neue Triebe. Allerdings erwartet der Winzer mehr Seitenwachstum, da der Zug nach oben nicht mehr gegeben ist. Die betroffenen Reben werden in diesem Jahr auf jeden Fall buschiger wachsen. Hier muss Samuel Lay bald mit dem Entblättern im Bereich der Trauben starten. Das Ziel: eine gute Durchlüftung. Und es geht auch darum, dass der Pflanzenschutz direkt an die Beeren gelangt.
Aber das ist gegenüber möglichen Frostschäden das geringere Übel.
Frühe Blüten - frühe Lese
Eine Faustregel besagt, dass 100 Tage nach dem Start der Blüte die Trauben reif für die Lese sind. Möglicherweise könnte das in diesem Jahr schon Ende August / Anfang September passieren. Denn die Reben sind für diese Jahreszeit sehr gut entwickelt. Bereits vor den Eisheiligen gab es bei Samuel Lay die ersten offenen Blüten. Allerdings wurden diese durch den Temperatursturz ein wenig ausgebremst. Somit haben um Himmelfahrt herum die meisten Lagen kräftig angefangen zu blühen. Der größte Teil der Blütenkäppchen wurde bereits abgestoßen, die Pollen spreizen sich ab. Glücklicherweise, so Samuel Lay, sind Trauben Selbstbefruchter. Also ist der Winzer hier nicht auf „Fremdhilfe“ angewiesen.
Jede einzelne Beere muss blühen, um ausreifen zu können. Jetzt kommt es darauf an, welche Auswirkungen die leichten Temperatursenkungen nach Himmelfahrt haben, wie viele Blüten möglicherweise von den Trauben abgestoßen werden. Aber die Voraussetzungen stehen sehr gut. Samuel Lay ist wirklich zufrieden. Der sanfte leichte Regen in den letzten 1-2 Wochen hat den Reben gutgetan. Der Boden konnte das Wasser aufnehmen und speichern.
Sogar Beerenwachstum ist schon zu beobachten. Wie kleine Stecknadelköpfe recken sie sich der Sonne entgegen. Manche Laubwände sind bereits einen Meter hoch. „Bestes wachsbares Wetter“, freut sich Samuel Lay. Dafür ist das Heften derzeit eine der Hauptaufgaben des Winzers. Aber auch das ist bald geschafft.
Die Kleinen benötigen besondere Pflege
Viel Aufmerksamkeit widmet Samuel Lay insbesondere auch seinen neu gepflanzten Rebflächen. Die vielen Triebe am Pfropfkopf müssen auf einen reduziert werden. Dieser Trieb wächst zum Rebstamm heran, mit einer hoffentlich guten Wurzelausbildung. Folglich sollen alle Nährstoffe und Energie hierhin gelenkt werden.
Leider sind auf den frisch gepflanzten Anlagen etwa ein Drittel der jungen Triebe abgefressen. Das muss sich nun wieder verwachsen, meint Samuel Lay. In den nächsten Tagen starten die Geiztriebe neu, diese bilden sich aus den nächsten Blätterachsen. Auf jeden Fall müssen auf diesen Rebflächen unbedingt Säcke mit Haarmehl angebracht werden, Pellets aus Schweineborsten. Diese stoßen mit ihrem Geruch die gefräßigen Triebräuber ab. Und geben den neuen Reben die notwendige Zeit und Ruhe zum Wachsen und Gedeihen.
Vorbeugend gegen Pilzentwicklung
Der echte und falsche Mehltau sind die größten ungeliebten Gegenspieler der Winzer. Der eine liebt das warme trockene Wetter, der andere das feuchte. Beide müssen in Schach gehalten, am besten vermieden werden. Über die Saison sind etwa acht bis zehn Behandlungen der Beeren notwendig, um den Pilzbefall gar nicht erst aufkommen zu lassen. Denn jede befallene Beere ist eine verlorene Beere. Allerdings hat die jetzige Witterung einen positiven Effekt auf den Pilzbefall. Dieser entwickelt sich nicht so rasant wie in anderen Jahren, so dass die Pausen zwischen den Pflanzenschutz-Aktionen etwas größer sein können als normal. Auch das sind gute Nachrichten für den Winzer.
Bei der Abwägung, wann Pflanzenschutz aufgebracht werden muss, ist das Weininstitut Freiburg mit seinem Prognosemodell VitiMeteo eine große Hilfe. Mehrmals täglich werden alle relevanten Daten erfasst, gegenseitig abgewogen und eine Voraussage für den Pilzbefall erstellt. Eine prima Orientierung für den Winzer, wann der Schutz für die Pflanzen erneuert werden muss. Samuel Lay schätzt dieses Instrument sehr und nutzt die Daten täglich für seine Arbeit in den Reben.