Aber angefangen hat alles ganz anders. Zur Winzergenossenschaft Bötzingen ist er gekommen wie „die Jungfrau zum Kinde“, so Friedhelm Heitzler. Er ist gelernter Maler und Lackierer. Nur, dass er seinen Beruf lediglich einige Monate im Jahr ausüben konnte. Die restliche Zeit war er arbeitslos gemeldet, da die Firma saisonal bedingt pausierte. Ein nicht zufriedenstellender Zustand, zumal er im März 1990 Vater wurde. Und damit die Verantwortung stieg. Friedhelms Bruder arbeitete damals schon als Fahrer bei der WG Bötzingen. Und motivierte ihn, sich dort auch zu bewerben. Kurze Zeit darauf startete der heutige Versandleiter seine Karriere am 1. Juli 1990 in der Winzergenossenschaft Bötzingen. Ebenfalls als Fahrer.
Mit dem Dreiachser unterwegs - eine Liebe für’s Leben
Nachdem der gelernte Lackierer und Maler seinen 2er-Führerschein nachgeholt hatte, wechselte er vom kleinen auf den großen Lkw als Beifahrer. Viele Tagestouren standen auf dem Programm, manchmal 12 Stunden, regelmäßig auch längere Touren nach Norddeutschland. Somit lernte Friedhelm Heitzler nicht nur Land und Leute, sondern auch die Kunden besser kennen – und lieben. Bald bekam er einen eigenen Lkw, einen Dreiachser mit 24 Tonnen. Ein bisschen Stolz schwingt mit, wenn er davon erzählt. Ganze 27 Jahre war Friedhelm Heitzler mit den großen Gefährten unterwegs. Dann wurde die Stelle als Versandleiter im Lager der WG Bötzingen frei. Diese Chance hat er dann ergriffen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Und meint augenzwinkernd „Innendienst ist besser im Alter“.
Eine neue Herausforderung für den Langzeitfahrer. Eine vollkommen andere Tätigkeit. Hier musste er sich einarbeiten, technisch weiterbilden. Aber alles kein Problem für den aufgeschlossenen Bötzinger. Es macht ihm Spaß, völlig neu zu agieren. Er ist offen für alles und probiert gerne Neues aus.
Allerdings kommt manchmal auch ein bisschen Fernweh auf. Seine Hauptroute damals war Richtung Bodensee. Und Friedhelm kommt ins Schwärmen, wenn er von dem Moment erzählt, wo der See vor seinen Augen auftaucht, im Hintergrund sich die majestätischen Alpen erheben. Das fehlt ihm ein bisschen. Und auch die Verabschiedung von seinen jahrelangen Kunden war nicht einfach. Da sind ihm schon einige ans Herz gewachsen.
Mit Sternzeichen Jungfrau auf Hundertprozent
Auf die Frage, ob er sich wohlfühlt, wo er jetzt ist, kommt eine prompte Antwort. Zu 100%! Sonst würde er es nicht machen. Grundvoraussetzung für Friedhelm Heitzler ist, dass bei der Arbeit alles passt. Denn hier engagiert er sich, hier steht er voll dahinter. Sein Sternzeichen ist eben Jungfrau. Und das kann er nicht verleugnen. Denn diese sind akribisch und penibel. Und hier gehört volle Zufriedenheit genauso dazu. Auch schaut Friedhelm Heitzler über den Tellerrand und hilft dort, wo es sein muss.
Was den persönlichen Weingenuss angeht, bezeichnet sich der Versandleiter als Genießer. Er trinkt nicht oft Wein. Wenn, dann greift er zu den süffigen Tropfen wie Riesling, Scheurebe oder Gewürztraminer. Hier ist er eben ein echter Süßer.
Wein spielte in der Geschichte von Friedhelm Heitzler aber schon immer eine Rolle. Auch in ihm schlummern, familienbedingt, Winzergene. Gute zehn Jahre bewirtschaftete er seine eigenen Reben, bis er sich auf andere Dinge konzentrierte.
Kleiner Nachtrag
Als der Versandleiter nach dem Interview wieder in Richtung Arbeitsplatz unterwegs war, flüsterte noch jemand, dass der Kollege eine richtig gute Seele ist. Man kann sich voll auf ihn verlassen. „Schön, dass wir ihn bei uns haben.“ Und das sollte hier auch noch erwähnt werden.