Seit dem 1. Januar 2020 ist Volker Kern neuer Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Bötzingen. Nun blickt er auf ein außergewöhnliches, herausforderndes und anstrengendes Jahr zurück. Gut, dass ihm der scheidende Geschäftsführer Hanspeter Johner anfangs noch zur Seite stand. Und dann kam es doch anders als geplant. Aus dem jungen Geschäftsführer wurde mit dem ersten Lockdown Mitte März ein Krisenmanager, der anfangs nicht wusste, wie die Situation überstanden werden kann und ob die Winzergenossenschaft Bötzingen ohne wesentliche Verluste aus der Krise herauskommt.
Glücklicherweise musste die Vinothek nur ein paar Wochen schließen. Und glücklicherweise ist die Winzergenossenschaft Bötzingen mit ihren Produkten bei allen großen Händlern vertreten. Obwohl Wein und Sekt zu den Luxusgütern gehören, läuft es nach wie vor gut für die Bötzinger. Noch immer ist unklar, wie es weitergeht, die Lage unverändert heikel. Volker Kern ist jedoch optimistisch, mit einem blauen Auge durch die Corona-Pandemie zu kommen.
Wichtig: Die Leute hinter den Produkten
Das erste Jahr als Geschäftsführer hat sich Volker Kern natürlich vollkommen anders vorgestellt. Viele Veranstaltungen waren geplant, beispielsweise eine Cocktail-Night oder die Afterwork-Winzerglühwein-Party. Leider mussten alle Aktivitäten ins Wasser fallen. Wirklich schade, insbesondere für das Zusammengehörigkeitsgefühl. Volker Kern hat sich zum Ziel gesetzt, die Winzer mehr in den Vordergrund stellen. Sie sind es nämlich auch besonders, die das ganze Jahr über eine super Arbeit leisten. Sie bringen die Trauben, die in den Kellern der Winzergenossenschaft zu feinen Weinen verarbeitet werden. Darüber hinaus möchten die Kunden sehen, wer hinter den tollen Produkten steht. Und genau hier will der Geschäftsführer zukünftig ansetzen.
Bemerkenswert: Die Weinlese und der Geschäftsführer-Wechsel
Nach den Höhepunkten des zurückliegenden Jahres gefragt, hat Volker Kern ebenfalls einiges zu berichten. Ganz eindeutig zählt die Weinlese dazu. Auch sie war eine Herausforderung. Viel früher als sonst. Und viel schneller dazu. Denn es waren heiße Wochen im August und September. Die Trauben mussten flott gelesen und eingefahren werden. Aber auch hier haben die Winzer und das ganze Team super Arbeit geleistet. Trotz Corona und trotz der außergewöhnlichen Lage verlief das Herbsten glatt, ohne große Zwischenfälle. Die Stimmung war prima, die Winzer relaxed. Nur die Ausbeute war witterungsbedingt 2020 geringer als die Jahre zuvor. Das Traubengut konnte sich jedoch sehen lassen, qualitativ hochwertig. Das tolle Miteinander hat gezeigt, so Volker Kern, dass alle das gleiche Ziel vor Augen hatten und jeder seinen Part perfekt „gespielt“ hat.
Ein weiteres einschneidendes Erlebnis in 2020 war die Verabschiedung vom jahrelangen Geschäftsführer Hanspeter Johner in den Ruhestand. Damit ging eine Ära zu Ende. Sein Nachfolger hat es mit einem lachenden und einem weinenden Auge erlebt. Mit Hanspeter Johner hat eine Persönlichkeit die Winzergenossenschaft verlassen, die über Jahrzehnte hinweg die Geschicke hier geprägt hat.
Auf Augenhöhe: Das Miteinander ist entscheidend
Volker Kern ist angekommen. Er fühlt sich wohl hier, mit allen Höhen und Tiefen. Wichtig ist dem neuen Geschäftsführer, dass er mit allen auf Augenhöhe steht. Seine Bürotür steht für jeden offen. Er hofft auf ein gutes Miteinander, auf einen offenen und ehrlichen Austausch. Natürlich muss der junge Mann noch jede Menge Erfahrung sammeln. Fehler sind da nicht ausgeschlossen. Aber zu diesen steht er auch, so Volker Kern.
Nachhaltig: Begeisterung auslösen und zukunftsorientiert handeln
In der Hoffnung, dass man spätestens Mitte 2021 wieder voll durchstarten kann, gibt es schon viele konkrete kurz- und mittelfristige Ziele der jungen Geschäftsleitung:
Die Winzergenossenschaft ist ein Zusammenschluss sehr vieler Akteure. Nur als Gemeinschaft, nicht als Einzelkämpfer, kann Erfolg geschrieben werden. Es geht um ein engeres Zusammenrücken. Volker Kern möchte sowohl bei den Winzern als auch bei den Mitarbeitern Begeisterung für seine Sache hervorrufen. Jedes Mal, wenn jemand eine Flasche Wein öffnet, soll derjenige stolz darauf sein, was er hier geschaffen hat, dass er/sie zur „Familie des BÖTZINGERs“ gehört.
Das Thema Nachhaltigkeit ist ebenfalls eines der erklärten Ziele. Man muss in die Zukunft blicken, Perspektiven schaffen, der Zeit immer ein wenig voraus sein. Aber nicht nur die Nachhaltigkeit spielt eine wichtige Rolle für das erfolgreiche Auftreten am Markt. Es geht auch darum, sich immer wieder selbst zu hinterfragen, Trends aufzuspüren und rechtzeitig zu agieren. Und die Winzergenossenschaft Bötzingen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.
Motiviert: 2021 wird wieder anders
Für den jungen Geschäftsführer und sein Team gibt es viel zu tun. Aber Volker Kern freut sich auf die Herausforderungen und Aufgaben. Wenn alle an einem Strang ziehen, meint er, ist das schon die halbe Miete. Natürlich gehören auch wieder Festle dazu, gemeinsam ein Gläschen Wein trinken, sich in gemütlicher Runde austauschen. Auch das wird wieder kommen. Jetzt ist erst einmal wichtig, dass alle gesund bleiben. Und gestärkt und voller Zuversicht in das neue Jahr starten.