Regina Schultis (links im Bild), Geschäftsstellenleiterin Betreuung und Netzwerk Demenz, ist glücklich. Die finanzielle Zuwendung der Winzergenossenschaft Bötzingen kommt gerade richtig. Eine wunderbare Gelegenheit, für die Gäste der Tagespflege “In den Rathausgärten“ in Bötzingen neue Spiele und Beschäftigungsmaterialen zu besorgen. Einen Tischkicker soll es unter anderem werden. Dies ist aus den jährlichen Finanzierungsmitteln sonst nicht zu finanzieren. Und genau solch ein Angebot wird die männlichen Tagesbesucher der Bötzinger Einrichtung besonders gut ansprechen. Die Frauen zu beschäftigen, so Regina Schultis, ist wesentlich einfacher. Da stehen viel mehr Möglichkeiten zur Auswahl. Bei den Männern gestaltet es sich da in der Regel schon etwas schwieriger.
So weit, so gut. Aber was macht die Kirchliche Sozialstation Nördlicher Breisgau e.V. eigentlich? Was steckt dahinter? Und warum ein Tischkicker?
Das Ziel: Menschen würdig pflegen
Etwa 240 Mitarbeiter*innen sind insgesamt bei der Kirchlichen Sozialstation Nördlicher Breisgau beschäftigt. Geschäftsführer Michael Szymczak und Pflegemanagerin Waltraud Höfflin sind die Vorstände der Einrichtung. Etwa 600 Patienten werden derzeit versorgt. Das Unternehmen ist in eigenständige Geschäftsstellen untergliedert, die jeweils über eine Leitung und ein Team verfügen. Ein wichtiger Zweig ist der ambulante Pflegedienst, wo qualifizierte Mitarbeiter*innen dafür sorgen, dass Pflegebedürftige auch weiterhin zu Hause wohnen können und darüber hinaus gut versorgt sind. Hier spielt auch eine professionelle Beratung eine wesentliche Rolle. Fachkräfte kommen ins Haus, besprechen den Bedarf der Familie, erstellen ein Angebot und kümmern sich solange um alles, bis der individuelle Pflegeplan steht und die Leistung genau auf die Notwendigkeiten abgestimmt ist.
Dabei ist wichtig zu wissen: Alle Angebote der Kirchlichen Sozialstation Nördlicher Breisgau werden von der Pflegekasse finanziell sehr gut unterstützt. So hat im Grunde jeder die Möglichkeit, Pflegehilfe in Anspruch zu nehmen.
Ein wichtiges Angebot: Betreute Tagespflege
Dann gibt es die Tagespflegen für Menschen mit Demenz, als teilstationäres Angebot. Aber auch Senioren ohne Demenz werden hier angesprochen. Regina Schultis nennt es „Betreuung und soziale Kontakte in kleinen Gruppen“. Und genau das ist das Wichtige dabei: älteren Menschen, die einsam sind, kaum soziale Kontakte haben, sich nach einer schweren Krankheit erholen oder nicht mehr so mobil sind, in der Gemeinschaft aufzufangen, sie dort abzuholen, wo sie stehen und ihnen die notwendige Unterstützung zu geben.
Die Tagespflege ist aber auch eine wirksame Entlastung für die Angehörigen. Während z. B die Mutter oder der Vater in der Tagespflege gut aufgehoben sind, können sich die Angehörigen anderen Dingen zuwenden oder Kraft tanken. So ist die Tagespflege die optimale Ergänzung zur häuslichen Pflege. Für jede Gruppe stehen pro Tag die Tagespflegeleitung, eine Fachkraft, sowie drei Betreuungskräfte zur Verfügung. Wenn wir Glück haben, so Regina Schultis, ist auch jemand vom sogenannten „jungen Team“ dabei. Dabei handelt es sich meist um Jugendliche im Bundesfreiwilligendienst. Eine enorme Unterstützung, die zusätzliche Beschäftigungsangebote für die Gäste ermöglichen.
Ja, genau, Gäste werden die Besucher der Tagespflege Demenz genannt. Das Ganze findet Montag bis Freitag von 8.30 bis 17.00 Uhr statt. Oft werden die Gäste vom Fahrdienst von zu Hause abgeholt und abends wieder zurückgebracht. Auch der Fahrdienst mit 6 Kleinbussen und derzeit 13 Fahrern gehören zum Angebot der Kirchlichen Sozialstation Nördlicher Breisgau. Insgesamt 18 Gäste können in der Bötzinger Tagespflege „In den Rathausgärten“ betreut werden.
Mit Struktur: Den Tagen mehr Leben geben
Gestartet wird mit einem gemeinsamen Frühstück. Anschließend werden Bewegungsaktivitäten angeboten, wie Ballspiele, Sitztänze, Gymnastik u.v.m. Dabei geht es vor allem darum, die Mobilität zu verbessern, Sicherheit durch Bewegung zu vermitteln, Sturzprophylaxe sowie einfach nur ein „Wir-Gefühl“ zu erreichen. Danach folgt Orientierungsarbeit. Hier wird sich über Themen, die den jeweiligen Jahreszeiten entsprechen, ausgetauscht und geredet. Ein wichtiges Element für Menschen mit Demenz, die sich so viel besser zurechtfinden und orientieren können.
Nach dem Mittagessen, bei dem immer auch mal wieder selbst gekocht wird, ist Mittagsruhe angesagt. Hier kann jeder Gast selbst wählen, was er tun möchte. Ruhesessel ermöglichen eine Schlafpause, der Garten lädt zu einem Spaziergang ein oder im Wohnzimmer stehen Spiele und Zeitschriften zur Verfügung.
Mit der anschließenden Kaffee- und Kuchenzeit wird der Nachmittag eingeläutet. Bei der nachfolgenden Aktivierung von Lang- und Kurzzeitgedächtnis wird immer ein Wochenthema besprochen. Dabei geht es meist um alltagspraktische Aufgaben, was beispielsweise die Waschanleitungen in den Kleidungsstücken bedeuten. Die Mitarbeiter*innen überlegen sich hier immer ganz praktische Dinge, die sie mit den Gästen anschaulich umsetzen.
Wichtig ist, so Regina Schultis, ein strukturierter Ablauf des Tagesprogramms. Das gibt allen Teilnehmern Sicherheit, bringt Ruhe und Verlässlichkeit. Ziel bei der Tagesbetreuung ist neben der Entlastung der pflegenden Angehörigen, die Gäste dort zu unterstützen, wo es nötig ist, ihnen wichtige Impulse zu geben und ihre (versteckten) Fähigkeiten hervorzurufen.
Und hier kommt der Tischkicker und ganz spezielle Beschäftigungsmöglichkeiten wieder ins Spiel. Diese Hilfsmittel sind enorm wichtig, um den Senioren der Tagesbetreuung gerecht zu werden, ihnen die unterschiedlichsten Aktivitäten anzubieten, sie mit allen Sinnen anzusprechen. Und solche Anschaffungen sind eben nur mit Spendengeldern möglich.
Mehr als Pflege: ein offenes Ohr und Beratung
Der Alltag von Regina Schultis ist sehr umfangreich. Sie hält u.a. Vorträge und bietet eine Demenzsprechstunde an. Selbst bezeichnet sie diese als erste Kontaktstelle für Ängste und Nöte sich sorgender Familienmitglieder. Sie steht mit Beratung und Tipps für die Begleitung der Angehörigen von Menschen mit Demenz zur Verfügung. Gleichzeitig ist es auch Regina Schultis, die mit den Erkrankten bei einem Hausbesuch ersten Kontakt aufnimmt und Vertrauen aufbaut. Hier ist immer ganz viel Fingerspitzengefühl gefragt, so die sympathische Frau. Die Senioren werden dann zu einem Schnuppertag in die Tagespflege eingeladen. Den meisten gefällt es hier und sie kommen regelmäßig wieder.
Immer willkommen: Spendengelder und persönliche Unterstützung
Eine sehr wichtige Aufgabe, die Regina Schultis und das gesamte Team der Kirchlichen Sozialstation Nördlicher Breisgau da leisten. Und das mit jeder Menge Empathie, Motivation und Sympathie. Tag für Tag.
Die Geschäftsstellenleiterin ist aber auch über jede Unterstützung dankbar. Sei es in Form von Spendengeldern, die hier wirklich gut aufgehoben sind, oder in Form von jungen Menschen, die sich im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes für diese Sache engagieren.
In jedem Fall kommt beides an genau der richtigen Stelle an.