Fast der gesamte Kaiserstuhl weist eine bis zu 30 Meter dicke Lössschicht auf. Löss wird als Nonplusultra der Bodenausgangsmaterialien für Ackerbau bezeichnet. Und ist ein wahrer Alleskönner. Der Boden ist sehr fruchtbar und ertragreich. Für die Bewirtschaftung hervorragend geeignet. Auch Bäume lässt er in den Himmel wachsen. Diese und sowieso alle Pflanzen profitieren von der guten Wasserversorgung und der hervorragenden Speicherkapazität an Nährstoffen. Einzelne Nährelemente wie Kalzium und Magnesium werden durch Verwitterung des Kalkes in umfassender Menge zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus speichert der Boden im oberen Meter 200 Liter Wasser pro Quadratmeter. Das entspricht in etwa einer Badewannen-Füllung.
Durch seine lockere Struktur fördert der Lössboden weiterhin das Wurzelwachstum und gewährleistet eine gute Sauerstoffversorgung. Somit erreicht Löss im deutschen Bewertungsrahmen für die Bodenfruchtbarkeit die höchsten Punktzahlen, an manchen Orten sogar den Höchstwert von 100.
Lössboden schützt das Grundwasser und sichert die Trinkwasserversorgung. Bei Starkregen nimmt er das Wasser wie einen Schwamm auf und vermindert Hochwasser- und Überschwemmungsgefahren. Darüber hinaus dient Löss gleichzeitig als Baumaterial und Baugrund. Ein echtes Multitalent.
Historisch beeindruckende Zeugen unserer Vorfahren
Der Kaiserstühler Lössboden entstand nachweislich innerhalb der letzten Eiszeiten durch staubförmige Windablagerung. Abzulesen an den charakteristischen Schichtbildungen. Die Ablagerung ist ein Lockersediment, das problemlos mit den Händen bearbeitet werden kann. Dennoch können diese sehr stabil sein, gut sichtbar an den steilen Wänden von tiefen Hohlwegen und Terrassen am Kaiserstuhl.
Hohlwege entstanden, weil viele Menschen dieselben Pfade nutzten, sei es zu Fuß oder mit dem Fuhrwerk. Die Erschließung der ersten Hohlwege liegt mehr als 1.400 Jahre zurück. Durch die mechanische Beanspruchung und Wasser ging dabei die natürliche Stabilität der Lössablagerungen verloren. So schnitten sich diese Pfade über Jahrhunderte hinweg immer tiefer in die Landschaft ein und es entstand eine mitunter mystische Atmosphäre, die schon Dichter inspirierte. Beeindruckende Zeitzeugen, die die Wege der Kaiserstühler Vorfahren beurkunden.
Das große Glück für die Bötzinger Weine
Natürlich ist der Lössboden mit all seinen fantastischen Eigenschaften eine hervorragende Grundlage für den Weinbau. Boden und Klima sind nämlich die entscheidenden Faktoren für die Qualität des Weins. Die spezielle Mineralität im Lössboden hat darüber hinaus einen besonderen Einfluss auf Geschmack und Aroma, den Weinliebhaber sehr schätzen.
Vorstandsvorsitzender der Winzergenossenschaft Bötzingen und Winzer Erwin Meier ist von der Bodenstruktur seiner Heimat begeistert:
“Unser Lößboden ist ein wahres Multitalent: Er kann Wasser aufsaugen wie ein Schwamm und Feuchtigkeit sehr lange speichern. Gerade in diesem Jahr mit den vielen Niederschlägen kam uns das wieder zugute. Lössgrund ist außerdem kalkhaltig und daher sehr fruchtbar. Egal ob man Getreide, Gemüse, Obst und natürlich Reben anbaut – im Lössboden gedeiht in Verbindung mit unserem milden Klima einfach alles hervorragend. Darüber hinaus ist der Boden gut zu bearbeiten, da er leicht und locker ist. Außerdem bieten die Lösswände in den Hohlgassen Lebensraum z.B. für Bienenfresser und Wildbienen, sind also wichtiger Bestandteil unseres Ökosystems.”
Genau das ist ebenfalls ein Grund, warum der Lössboden zum Boden des Jahres 2021 gekürt wurde. Zahlreiche Wildpflanzen und seltene Tierarten finden auf Löss ihren Lebensraum. Insgesamt 82 Bienenarten konnten im Kaiserstuhl nachgewiesen werden. Sogar die Smaragdeidechse fühlt sich hier so wohl wie nirgendwo anders.
Und dieses Glück kann man schmecken - in jeder Flasche
Wir sind glücklich und stolz, in so einer besonderen Region zu leben. Und mit diesen Schätzen arbeiten zu dürfen. Denn besonders ist auch unser Wein. Nicht zuletzt durch die hervorragende Arbeit unserer Winzer und Kellermeister, aber auch durch das Klima und den einzigartigen Kaiserstühler Lössboden.