Naturkork ist nach wie vor der favorisierte Weinverschluss weltweit und für viele Weinkenner der Inbegriff von Weinkultur schlechthin. Denn Weingenuss beginnt mit dem traditionellen Entkorken der Flasche. Somit werden etwa 80% aller Weine heute noch mit Naturkorken verschlossen.
Die Verwendung des Naturkorkens geht bereits auf die alten Griechen aus dem 5. Jh. v. Chr. zurück. Diese verschlossen bereits ihre Amphoren mit dem elastischen Material. Etwa 2.000 Jahre später übernahm Pierre Pérignon dieses Wissen und ersetzte die Holzstopfen bei Schaumweinen durch Kork. Nach wie vor dominiert diese Verschlussart in der Weinbranche. Etwa 90 % des Korks bestehen aus mit Luft gefüllten Einschlüssen. Somit lässt sich der Kork sehr gut in die Flasche drücken und schließt dennoch hervorragend ab. Ein minimaler Austausch mit der Umgebungsluft lässt den Wein weiter reifen und wirkt so reduktiven Tönen entgegen.
Der Naturkorken stößt zunehmend an seine Grenzen
Doch es gibt auch einige Argumente, die gegen diesen traditionellen Verschluss sprechen. Zum einen ist es der Korkgeschmack, der bei etwa 5 % der Korken auftritt und somit große wirtschaftliche Schäden hervorruft, zum anderen der rückläufige Bestand von Korkeichen.
Der störende Korkgeschmack entsteht durch Mikroorganismen, die nach dem Schälen der Korkeiche während der Lagerung der Korkpaletten in die zahlreichen Poren eindringen können. Dort produzieren sie Substanzen, z.B. Trichloranisol (TCA), die für den Korkgeschmack verantwortlich sind. Nur verschwindend geringe Mengen reichen aus, um einen deutlichen Korkgeschmack hervorzurufen. Insbesondere bei den feinfruchtigen Weißweinen dominiert dieser schon im Anfangsstadium, vom ungeübten Weintrinker oft unbemerkt. Die fruchtigen Weinaromen werden zunächst nur leicht von den dumpfen, muffigen Aromen überdeckt. Somit zeigt der Wein nicht die Brillanz, die er normalerweise hätte.
Hier eine Übersicht über die gängigsten Verschluss-Alternativen:
Presskorken
Presskorken bestehen aus Korkgranulat, das mit Hilfe spezieller Bindemittel in Form gepresst wird. Es ist eine preisgünstige Alternative zu Naturkorken. Ihr Vorteil besteht darin, dass sie in ihrer Eigenschaft den Naturkorken extrem ähnlich sind. Darüber hinaus verursachen sie wesentlich weniger Kosten.
Leider sind diese Korken ebenfalls sehr anfällig. Aufgrund der winzigen „Korkschredder“ ist die Oberfläche sogar noch größer, die Wahrscheinlichkeit für TCA höher. Auch die eingesetzten Bindemittel können einen negativen Einfluss auf die sensorische Wahrnehmung des Weines haben.
Schraubverschluss
Die aus Aluminium bestehenden Schraubverschlüsse kommen bereits seit 50 Jahren bei Weinen zum Einsatz. In Neuseeland und Australien sind sie mittlerweile selbst bei hochwertigen Weinen zu finden. Da man sie in Europa lange Zeit für Weine geringerer Qualität verwendete, muss sich der Schraubverschluss nach wie vor mit vielen Vorurteilen herumschlagen. Er wirkt vielleicht nicht so glamourös und wird mit einem satten „Plopp“ aus der Flasche gezogen. Fakt jedoch ist: Geschmacklich kann ein Wein mit Schraubverschluss mit seinem Kork-Pendant in den allermeisten Fällen mithalten.
Darüber hinaus gibt es weitere Vorteile, die für einen Schraubverschluss sprechen:
- Ein Wein mit diesem Verschluss korkt nicht.
- Der Wein bleibt frisch. Es findet keine sporadische Oxidation statt.
- Um einen Wein in der Flasche reifen zu lassen, bedarf es keinen Korken. Der Reifeprozess findet auch mit einem hochwertigen Schraubverschluss statt.
- Die Lagerung ist einfacher. Weinflaschen mit Schraubverschluss können stehend gelagert werden. Ganz im Gegensatz zum Korkverschluss, bei dem eine Liegend-Lagerung zwingend erforderlich ist.
- Schraubverschlüsse sind weniger anfällig gegenüber Temperaturschwankungen.
- Die Flaschen eines Jahrgangs können eine identische Qualität garantieren.
- Zudem lässt sich der Schraubverschluss sehr einfach und ohne Hilfsmittel öffnen und wieder verschließen.
Schätzungen zufolge sind es in Deutschland jährlich mittlerweile etwa 500 Mio. Flaschen, die einen Schraubverschluss tragen. Einer der ältesten Weine mit Schraubverschluss ist aus dem Jahr 1966. Und immer noch frisch und aromatisch.
Synthetikkorken
Die Großzahl der Synthetikkorken werden aus lebensmittelgeeignetem Kunststoff hergestellt. Es gibt sogar „Bio-Korken“, deren Grundlage beispielsweise Zuckerrohr ist. Sowohl im Aussehen als auch in Bezug auf das Ritual des „Korken-aus-der-Flasche-Ziehens“ kommt der Synthetikkorken dem Naturkorken sehr nahe. Auch ein geringer Sauerstoff-Austausch wird der synthetischen Alternative zugute geschrieben. Aber auch dieser Korken hat einen Nachteil: Bei längerer Lagerung kann es passieren, dass die künstlichen Korken Fremdaromen an den Wein abgeben.
Glaskorken
Die Glaskorken, welche auch in Deutschland produziert werden, erinnern an einen klassischen Weinstopfen. Durch einen Ring aus Kunststoff im Übergang vom Korken zur Flasche wird der Wein dichtgehalten. Ein Vorteil des Glaskorkens besteht in der Geruchs- und Geschmacksneutralität. Zudem verschließt er die Flasche hermetisch und vermeidet somit die Oxidation des Weines. Allerdings können auch bei dieser Alternative zum Naturkork reduktive Töne entstehen, da der Wein keinerlei Sauerstoffkontakt hat. Des Weiteren sind Glaskorken sehr teuer. Nicht zuletzt, da sie auf Grund der Bruchgefahr manuell in die Flasche eingebracht werden müssen.
Man darf gespannt sein, was die Zukunft bringt
Der Weisheit bester Weinverschluss ist also nicht so einfach zu finden. Und die Weinbranche, jede Winzergenossenschaft und jedes Weingut haben hier die Qual der Wahl. Vielleicht geht es bei der Entscheidung zu oft um den Weintrinker und nicht um den Wein.
Dennoch gilt das Fazit: Der Schraubverschluss ist in den allermeisten Fällen eine sinnige Alternative. Ob Kork oder Schraubverschluss, ist lange keine Qualitätsmerkmal mehr für einen guten Wein. Eine Flasche mit Schraubverschluss bringt jede Menge Vorteile mit sich. Und auch der Weintrinker kann davon profitieren.
Und wenn es mal einen ganz besonderen Anlass gibt, dann kann man immer noch auf eine Weinflasche mit Naturkork zurückgreifen und das vertraute „Plopp“ beim Entkorken mit den Gästen gebührend feiern und genießen.