Weinproben machen, gerade in einer schönen Runde mit Freunden, jede Menge Spaß. Genauso werden auf diese Art und Weise das Weinwissen geschult und die Sinne geschärft. Auch ein schöner Event, um für sich selbst den Lieblingswein zu entdecken oder Neues auszuprobieren.
Das optimale Maß an Weinen und Mitstreitern
Idealerweise sind es 10-12 Personen bei der Weinprobe. Denn mit einer 0,75er Flasche Wein füllt man ungefähr zwölf Gläser. Mit dieser Aufteilung hat das Probierglas die ideale Füllhöhe, so dass sich der Wein im Glas gut entwickeln kann. Aber auch wenn weniger Verkoster und Weinfreunde da sind, die Gläser keinesfalls voller machen, sondern maximal bis zur breitesten Stelle befüllen. Die Weingläser für eine Weinprobe sollten sich nach oben verjüngen, um die Aromen zu zentrieren und zu verstärken.
Für die ersten Weinproben am besten nicht mehr als acht oder zehn Weine vorsehen. Denn hier sind vor allem die Geschmacksknospen gefordert: Und für diese ist es ziemlich anstrengend, eine große Anzahl an unterschiedlichen Weinen gleichermaßen intensiv wahrzunehmen. Von daher gilt hier: weniger ist mehr.
Gestartet wird mit den leichten, trockenen und jungen Weinen, so dass Intensität und Fülle eine langsame Steigerung erfahren. Eine klassische Reihenfolge beispielsweise beginnt mit einem Schaumwein, der die Geschmacksnerven anregt, dann folgt eine Reihe von Weißweinen, möglicherweise ein Rosé, bevor man mit Rotweinen fortfährt. Den idealen Abschluss bildet ein Süßwein, der die Geschmacksnerven umschmeichelt und entspannt.
Wie so oft: Vorbereitung ist alles
Bei der Vorbereitung der Weinprobe muss natürlich für die richtige Trinktemperatur gesorgt werden. Weißwein im Kühlschrank auf 7 bis 8 Grad Celsius kühlen, Rotwein am besten bei etwa 16 Grad Celsius anbieten.
Da die Aromastoffe des Weines sich erst so richtig entfalten, wenn sie mit Sauerstoff in Verbindung kommen, empfiehlt sich bei einem Wein mit hoher Qualität, diesen etwa zwei Stunden vorher zu „karaffieren“ um ihn „atmen zu lassen“. Bei einfachen Rot- und Weißweinen reicht der Sauerstoffkontakt, den sie beim Einschenken ins Glas bekommen, in der Regel aus.
Weinproben können sehr unterschiedlich ablaufen. Entweder ganz klassisch ein Glas nach dem anderen (mit Beachtung der Reihenfolge wie oben beschrieben) verkosten. Oder aber zwei Weine parallel. Beispielsweise von der gleichen Rebsorte, aber von unterschiedlichen Winzern oder Anbaugebieten. Bei einer Blindverkostung werden die Weine verdeckt eingeschenkt. Eine Variante, die sehr viel unvoreingenommener an die einzelnen Proben herangehen lässt und zudem die Konzentration auf den Wein ohne viele äußere Einflüsse fördert. Eine weitere Idee für eine Weinverkostung wäre eine Jahrgangsweinprobe. Oder eine Überraschungsweinprobe, wo jeder seinen Lieblingswein mitbringt.
Die einzelnen Schritte bei der Weinverkostung
Sehen
Eine Weinprobe beginnt mit dem Auge. Schon beim Betrachten lassen sich wertvolle Erkenntnisse über den Wein erlangen. Klarheit und Farbe können einiges über den Zustand und die Reife verraten. Während Weißwein mit zunehmendem Alter immer kräftigere Farbtöne entwickelt, verliert Rotwein mit den Jahren seine Farbintensität.
Das Schwenken des Glases offenbart dem Betrachter, ob es sich um einen Wein mit viel oder wenig Alkohol bzw. Restsüße handelt. Denn der Wein hinterlässt dickflüssige Tropfen oder „Kirchenfenster“ an der Innenwand. Und es gilt: je öliger der Wein an der Glaswand herunterläuft, desto gehaltvoller ist dieser.
Riechen
Der Wein entfaltet an der Luft sein Aroma, sein Bukett. Diesen Duft zu beschreiben, erfordert eine gewisse Übung. Was dabei hilft, ist ein Vergleich mit vertrauten Düften. Erinnert der Wein an Früchte wie Äpfel, Beeren, Pfirsiche oder Grapefruit? Duftet er nach Holz oder verbreitet er Grasaromen? Welche Düfte kommen bekannt vor? Wie intensiv sind diese? Hier könnte das sogenannte „Aromarad“ des Deutschen Weininstituts eine wertvolle Hilfestellung bieten (siehe „Exkurs Aromarad“).
Schmecken
In der Regel riechen wir das, was wir zu schmecken glauben. Denn beim Schlucken treten die Aromen über die Verbindung des Rachens wieder in die Nase und können sich dort noch einmal entfalten. Über die Zunge nimmt man den süßen, sauren, salzigen oder bitteren Geschmack eines Weines wahr.
Der letzte Schritt einer Weinprobe ist die Prüfung des sogenannten Abgangs. Hierbei wird festgestellt, welcher Eindruck, welche Aromen und Stoffe vom Wein bleiben, wenn dieser sich nicht mehr im Mund befindet. Häufig kann so die Qualität des Weines festgestellt werden. Ein wichtiges Urteil bei professionellen Weinverkostungen.
Exkurs Aromarad
Das Aromarad wird in vielen Bereichen der Lebensmittelindustrie eingesetzt, um mit dessen Hilfe Aromen besser zu identifizieren. So gibt es beispielsweise welche für Kaffee, Tee oder Schokolade. Das Aromarad für Rot- und Weißweine untergliedert sich in sieben Segmente. Sechs davon beschreiben den Geruch, eines den Geschmackseindruck. Der Duft wird zunächst allgemein eingegrenzt (innerer Kreis) und dann genauer definiert (äußerer Kreis). So können sich Weinverkoster beispielsweise von „fruchtig“ bis hin zu den einzelnen Beeren herantasten oder auch Schlüsse auf Rebsorte bzw. Anbaugebiet ziehen. Beispielsweise erinnert ein Riesling oft an reife Äpfel oder saftige Pfirsiche, während der Grauburgunder eher nach Birne und Ananas duftet. Auch eignet sich das Aromarad, kulinarische Genüsse aufeinander abzustimmen.
Das Aromarad wurde nach sorgfältiger Verkostung einer breiten Palette von deutschen Rot- und Weißweinen erstellt und lässt das Wissen und die Erfahrung von Experten und Weinkennern des Bundes Deutscher Oenologen einfließen. Bei Interesse kann das Wein-Aromarad beim Deutschen Weininstitut erworben werden.
Für zwischendurch, dabei und danach
Bei einer reinen Weinprobe sollte die Aufmerksamkeit auf den dargereichten Weinen liegen. Um die Zunge zwischen den unterschiedlichen Weinen ein wenig zu neutralisieren, bietet sich frisches Baguette oder Grissini an. Dadurch wird der Geschmack keinesfalls verfälscht. Andere Brotsorten hingegen, wie Sauerteig- oder Nussbrot, können die Aromen verschiedener Weine noch verstärken. Einfach mal ausprobieren und testen, ob ein Unterschied zu schmecken ist.
Auf jeden Fall sollte zu jeder Weinprobe genügend Mineralwasser gereicht werden. Am besten still oder medium. Die Gläser müssen zwischen den einzelnen Weinen nicht unbedingt ausgespült werden. Es sei denn, die aufeinanderfolgenden Weine unterscheiden sich stark voneinander oder man wechselt von Rot- zu Weißwein.
Bei der Weinverkostung ist es außerdem hilfreich, Papier und Bleistift für Notizen bereit zu legen. Somit kann jederzeit nachgelesen werden, welcher Wein welchen Eindruck hinterlassen hat. Auch dies fördert die Auseinandersetzung mit dem Wein und lässt später bei Bedarf eine eigene Entwicklung der sensorischen Fähigkeiten nachvollziehen.
Nun wünschen wir jede Menge Spaß, viel Genuss und viele interessante Weinerkenntnisse bei Ihrer nächsten Weinprobe zu Hause!
Übrigens: Wenn Sie mal eine professionelle Weinprobe erleben möchten, können Sie sich gerne an die Winzergenossenschaft Bötzingen wenden.
Wir haben nicht nur die passenden Räumlichkeiten, sondern auch jede Menge Weinexperten an der Hand.
Quellen: www.hawesko.de, www.deutscheweine.de, www.wein-fuer-laien.de