In einem TV-Bericht von ZDF WISO mit dem Thema „Wein mit Beigeschmack – Die Tricks der Wein-Industrie“ wurde die Weinbranche kritisch unter die Lupe genommen. Und sie kam dabei nicht immer gut weg. Angeprangert wurde u.a. die schlechte Bezahlung der Winzer im Ausland bei Verkauf von Billigwein, insbesondere in Discountern. Weiterhin konnten in verschiedenen Weinen Zusätze oder auch zulässige Behandlungsstoffe nachgewiesen werden. Alles Informationen, die die Verbraucher verunsichern und auf das eigentliche Naturprodukt Wein ein schlechtes Image werfen.
Gerne möchten wir auf den Inhalt des Berichtes eingehen und gleichzeitig die Arbeitsweise der Winzergenossenschaft Bötzingen erläutern. Im Ansatz hat der Film einige Dinge, die in der Weinwirtschaft weltweit Anwendung finden, aufgezeigt. In 43 Minuten Beitragslänge konnte auf vieles aber nicht näher eigegangen werden. Es fehlten einordnende Erklärungen. Hier unser Statement dazu:
Unsere mehr als 300 Winzerinnen und Winzer erhalten eine faire Bezahlung
Wir sind eine Winzergenossenschaft. Und diese zeichnet sich dadurch aus, dass alle Winzer durch ihre Geschäftsanteile Anteilseigner am Unternehmen sind. Sie bewirtschaften eigene oder gepachtete Rebflächen nach unseren gemeinsamen Erzeugungs- und Qualitätsrichtlinien für Weinbau. Den Ertrag ihrer Reben, also die Trauben, bringen sie zur Winzergenossenschaft, ihrem Erzeugerbetrieb. Wir übernehmen die Traubenannahme und -verarbeitung, die Weinbereitung und Vermarktung der Weine. Unsere Aufgaben bestehen darin, sowohl Einkommensschwankungen beim Traubenertrag durch jährlich unterschiedliche Witterungsbedingungen auszugleichen als auch dem Preiskampf auf dem Weinmarkt zu begegnen. Das Ziel der Genossenschaft ist es, unsere Produkte am Markt zu fairen Preisen zu verkaufen. Um somit auch unseren Winzerfamilien ein gutes Einkommen zu sichern.
Notwendige Arbeiten im Weinberg zur Sicherung der Erträge
Unsere Winzer säen zwischen den Rebzeilen Pflanzen zur Begrünung aus. Das Ziel: ein lockeres Bodengefüge mit einer intakten, vielfältigen Bodenflora und -fauna zu schaffen. So wird die Artenvielfalt gesteigert und durch den Humusaufbau die Bodenfruchtbarkeit langfristig erhalten.
Die Weinbranche ist von der Natur abhängig. Die Witterung können auch wir nicht beeinflussen. Und diese ist von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich. Doch wir müssen darauf reagieren und die Reben vor diversen Krankheiten schützen. In trockenen Jahren kommt man in unseren Breiten mit wenig Pflanzenschutz aus. Feuchte Jahre, wie 2021, stellen eine größere Herausforderung dar.
Beim Thema Pflanzenschutz gilt bei uns die Devise „So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich“. Keiner unserer Winzer führt solche Maßnahmen als Zeitvertreib mit dem Ziel der Umweltvergiftung durch. Pflanzenschutzmittel sind enorm teuer. Sie werden daher nur bei Bedarf und dann zielgerichtet eingesetzt. Der Zweck für Pflanzenschutz ist, wie der Name schon sagt, der Schutz der Pflanze und damit einhergehend die Sicherung der Ernte. Nur wenn unsere Winzer gesunde Trauben ernten, können wir daraus guten Bötzinger Wein machen.
Wo immer es möglich ist, kommen alternative Methoden zur Anwendung. Zum Beispiel setzen wir seit Jahren auf das Verfahren der Paarungsstörung zur Eindämmung des Traubenwicklers. Die Population dieses Schädlings wird auf diesem Wege nachhaltig gering gehalten, und zwar ohne Einsatz von Insektiziden. Nützlinge werden somit geschont und können sich zum Wohle der gesamten Natur vermehren.
Der natürliche Ausbau des Weines - mit notwendigen Einwirkungen
Wein ist eng mit der Menschheitsgeschichte verbunden und daher ein Kulturgut. Er wurde schon immer durch die Menschen, die ihn machten, beeinflusst.
Unsere Reben wachsen hier am Kaiserstuhl auf vulkanischem Verwitterungsgestein mit starker Lössauflage. Sie stehen also auf sehr fruchtbarem Boden. Dies spiegelt sich später im Wein wider. Und zwar in Form von hohen Eiweißgehalten. Diese natürlich vorhandenen Eiweiße können bei Wärme und Erschütterung (beispielsweise beim Transport der Weinflaschen im Kofferraum) oder auch bei Kälte (beispielsweise bei der Lagerung im Kühlschrank) ausfallen. Das ist gesundheitlich absolut unbedenklich, aber ein deutlicher optischer Makel. Denn weiße Schlieren in der Weinflasche möchte niemand haben. Um dem zu begegnen, setzen wir Bentonit ein. Das ist ein Gestein, das aus verschiedenen Tonmineralien besteht. Wir nutzen die natürliche Fähigkeit des Bentonit, Eiweißstoffe physikalisch an sich zu binden und auf diese Art und Weise den Wein zu klären. Anschließend wird der Wein filtriert. Das Bentonit ist im Endprodukt nicht mehr vorhanden.
In Jahren mit hohen Säuregehalten wird mit Hilfe des biologischen Säureabbaus Äpfelsäure in die geschmacklich weniger saure Milchsäure umgewandelt. Immer mit der Zielstellung, den Charakter, den unsere Weine durch ihre Kaiserstühler Herkunft bereits haben, hervorzuheben.
Unser Betrieb ist offen für alle Interessenten
Der Bötzinger Wein ist und bleibt ein Naturprodukt. Sowohl die Winzer als auch die Mitarbeiter der Winzergenossenschaft stehen hinter dem, was sie tun. Und wie sie es tun. Wir selbst sind fleißige Konsumenten unserer eigenen Produkte. Denn wir wissen, welche Arbeit, Kraft und Energie in jeder einzelnen Flasche steckt. Und das wissen wir zu schätzen. Und natürlich zu genießen.
Wer zu den Bötzinger Weinen noch Fragen hat, kann sich jederzeit gerne an uns wenden. Interessierten Weinfreunden bieten wir die Möglichkeit, unseren Betrieb zu besichtigen. Einmal jährlich bei der Aktion „Offener Winzerkeller“ oder nach individueller Terminvereinbarung.
Wir sind stolz darauf, Erzeuger dieser tollen Weine zu sein. Und genau das möchten wir auch kommunizieren.