Wir durften dabei sein und über die Schulter schauen, beim schönsten Nebenerwerb des Winzers: beim Brennen von Schnaps. Zweimal im Jahr ist Markus Jenne hier aktiv. Einmal im Herbst, wenn die Maische zu Tresterschnaps verarbeitet wird. Und einmal im Frühjahr, wenn Hefeschnaps entsteht. Ungefähr eine Woche lang sitzt der Winzer dann in seiner „Brennstube“ auf dem Hof. Sieben bis acht Brennvorgänge überwacht er pro Tag. Jeder dauert etwa zwei Stunden. Natürlich muss vorher alles angemeldet und genehmigt werden. Nur dann darf er brennen. Und immer nur zwischen 6.00 und 20.00 Uhr. Eine externe Kontrolle ist jederzeit möglich. Also schaut Markus, dass alles stimmt. Der Schnaps mit etwa 70% Alkoholgehalt ist allerdings nicht zum Trinken geeignet. Sonst müsste er weiterveredelt werden, so der Winzer. Vielmehr wird das Hochprozentige zur Weiterverarbeitung an Händler und Industrie geliefert.
Das Wichtigste überhaupt: Leidenschaft und Spaß
Markus Jenne ist Nebenerwerbswinzer in dritter Generation. Sein Opa und seine Eltern hatten zusätzlich Landwirtschaft, sein Vater versuchte sich auch als Vollerwerbswinzer. Aber hierfür waren die Rebflächen einfach nicht ausreichend. Der Ur-Bötzinger Markus ist mit den Reben aufgewachsen. Schon früh hat er hier ausgeholfen. Und es hat ihm Spaß gemacht. Bis heute. Ohne Spaß und Leidenschaft wäre das das falsche Hobby, fügt er augenzwinkernd hinzu.
Den Haupterwerb kommt von seinem Vollzeit-Job in der Firma Zimmerlin in Bötzingen. Sein Vater hatte schon immer gemeint, er solle noch etwas anderes lernen. Maschinenbau ist es geworden, 2004 hat er seinen Meister gemacht. Zimmerlin stellen Verschlüsse für Tanks her. Der Hobby-Winzer ist Abteilungsleiter der Schweißerei und für die Lehrlingsausbildung zuständig. Auch diese Tätigkeit macht Markus Jenne jede Menge Spaß. Sonst wäre er nicht so lange dabei. Außerdem kommt von hier das sichere Einkommen für sich und seine sechsköpfige Familie.
Familienbetrieb mit Tradition und Zukunft
Der Tagesablauf von Markus Jenne ist streng strukturiert. Früh morgens geht es los. Am Nachmittag ist er in den eigenen Reben unterwegs. Meist mit seiner Mutter, die ihm dabei hilft. Sogar die gesamte Familie sowie der Bruder legen mit Hand an. Zwei Drittel der Jenne-Rebsorten bestehen aus Spät-, Grau- und Weißburgunder. Ansonsten bauen sie noch Müller-Thurgau und Gewürztraminer an. Eine Rebfläche der Familie ist für die Premium-Selektion Spätburgunder vorgesehen. Trauben, die Bestandteil des einzigartigen Black Bär sind.
Winzer zu sein, ist eine Leidenschaft von Markus Jenne. Ohne Spaß und Motivation würde es kaum gehen. Aber er liebt diese Arbeit, er liebt die Natur und das Produkt Wein. Aufwand und Ertrag darf man nicht gegeneinander aufrechnen. Insbesondere die Zeit, die er hier reinsteckt. Und wenn man will, geht viel. Anders kann es sich der junge Winzer gar nicht mehr vorstellen. Und, wer weiß, vielleicht finden auch seine Kinder Spaß an der Arbeit in den Reben. Und übernehmen das Ganze irgendwann mal in Zukunft – dann in der vierten Generation.
Mit Engagement gemeinsam die Zukunft im Blick haben
Am 24. Januar 2019 wurde Markus Jenne in den Aufsichtsrat gewählt. Für sechs Jahre ist er nun in die Pflicht genommen. Dann wird neu gewählt. Auch sein Vater hat sich hier schon engagiert. Der Aufsichtsrat sieht sich als Sprachrohr der Winzer, hat Mitspracherecht und kann Entscheidungen treffen. Markus Jenne ist sehr gerne dabei. Insbesondere die Zusammenarbeit mit dem jungen Geschäftsführer gefällt ihm. Das Engagement, die Vorschläge und Ideen gehen in die richtige Richtung. Und die Arbeit wird kommuniziert. Alle Winzer mit ins Boot geholt. Gerade diese Transparenz findet Markus Jenne sehr wichtig.
Sein Wunsch ist, insbesondere die jüngere Generation für das Genussmittel Wein zu gewinnen. Hier geht es ihm insbesondere darum, die regionalen Produkte zu stärken, die Wertigkeit und Qualität der Bötzinger Weine besser herauszustellen. Und, das ist ebenfalls ein Wunsch von ihm, den Wein wertiger zu verkaufen.
Markus Jenne selbst schätzt seine Bötzinger Tropfen. Hier ist er eher im trockenen Bereich unterwegs. Er liebt alle Burgundersorten. Je nach Gusto, Anlass und Laune.
Wein und Musik verbinden
Und wenn der Fulltime-Jobber und Nebenerwerbswinzer dann doch mal Zeit für etwas anderes hat, engagiert er sich im Bläserkreis der Kirche. Hier spielt er Posaune. Und musiziert gemeinsam mit anderen Winzerkollegen. Was soll man sagen? Musik und Wein verbinden eben.