Neben der Generalversammlung bilden der Vorstand und der Aufsichtsrat die weiteren Organe einer Genossenschaft. Der Aufsichtsrat hat insbesondere eine Beratungs- sowie Beaufsichtigungs-Funktion inne. Letzteres bezieht sich vor allem auf die Geschäftsführung des Vorstands. Weiterhin bekommt der Aufsichtsrat Einsicht in Bücher und Abrechnungen, kann sich ein Bild von Warenbestand und Inventur machen. Jahresabschluss und Lagebericht müssen geprüft und der Generalversammlung darüber berichtet werden.
Der Aufsichtsrat der Winzergenossenschaft Bötzingen besteht aus sechs gewählten Mitgliedern. Scheidet eines der Mitglieder aus, werden vom Gremium, das aus Vorstand und Aufsichtsrat besteht, Vorschläge für die anstehende Wahl unterbreitet. Diese werden vor der Generalversammlung bekanntgegeben. Hier haben die Mitglieder ebenfalls die Möglichkeit, Gegenvorschläge zu machen.
Wunschkandidat des Gremiums wurde einstimmig gewählt
Im Februar 2023 standen erneut die Wahlen zum Aufsichtsrat an. U.a. wurde Simon Gumbert vom Gremium vorgeschlagen und neu in das Amt gewählt. Der Winzer war etwas überrascht, dass er angesprochen wurde, da er kein Vollerwerbswinzer ist und darüber hinaus zu den eher „kleinen“ Nebenerwerbswinzern zählt. Aber der gesamte Vorstand und Aufsichtsrat waren sich sicher, dass Simon genau der Richtige in ihren Reihen ist.
Bevor er sich dafür entschied, machte sich der junge Winzer Gedanken, was die Wahl für ihn bedeuten würde, welche Aufgaben auf ihn zukommen, was er damit bewirken könnte. Auch war es wichtig für ihn, dass seine Familie dahinterstand und ihn unterstützte.
Mit der Zusage, sich zur Wahl aufstellen zu lassen, hat sich der Winzer einiges auf seine Fahne geschrieben. Dass derzeit für die Weinwirtschaft sehr schwierige Zeiten herrschen, ist bekannt. Ob die Sohle des Tals schon erreicht wurde, steht in den Sternen. Ist jedoch zu hoffen. Und genau hier möchte Simon ansetzen und mehr Verantwortung übernehmen. Man kann nicht alles schlecht finden und nur motzen, man muss sich auch engagieren, so der Winzer.
Eine Genossenschaft profitiert von der Stärke der Gemeinschaft
Auch bei ihm hat erst in den letzten Jahren ein Umdenken stattgefunden. Noch vor 10 bis 15 Jahren hat Simon bei der Winzergenossenschaft seine Trauben abgegeben und auf die Auszahlung gewartet. Mehr Berührungspunkte gab es damals nicht. Auch ein bisschen seiner familiären Situation geschuldet, da die neu geborenen Zwillinge anfangs alle Aufmerksamkeit forderten.
Irgendwann war dann wieder mehr Zeit vorhanden. Spätestens mit dem Geschäftsführungswechsel sah Simon, wieviel Herzblut in das gemeinsame Unterfangen gesteckt wird. Und genau darauf kommt es an, auf das Gemeinsame. Wir sind eine Genossenschaft, so der Winzer. Und wir sind die Genossen, die sich einbringen müssen: das Gespräch suchen, sich austauschen, sich bei jeder Möglichkeit engagieren und mithelfen. Das „Wir“ stärken und gemeinsam an einem Strang ziehen. Das macht sogar Spaß. Beim Ausschank auf dem Vogelsang, auf dem Weihnachtsmarkt. Oder auch beim Aufbau der Stände. Hier ist der Winzer schon länger mit dabei.
Gerade in schwierigen Zeiten auch mal über den Tellerrand schauen
Mit seiner Wahl in den Aufsichtsrat hat Simon nun noch mehr Möglichkeiten, sich zu engagieren. Und diese möchte er nutzen. Er sieht sich in seiner neuen Funktion auch als Sprachrohr für die Mitglieder. Als Bindeglied zwischen den Winzern und dem Gremium bzw. der Geschäftsführung. Dabei möchte er für jeden einzelnen sprechen, Kritik und Anregungen ernst nehmen und weitergeben.
Simon möchte den einen oder anderen Kollegen für die gemeinsame Sache überzeugen. Insbesondere jetzt muss das „Wir“ im Vordergrund stehen. Und genauso wichtig ist es, auch mal über den Tellerrand zu schauen und bei notwendigen Veränderungen mitzugehen. Ein Stück weit steht jeder einzelne hier in der Verantwortung, ist sich der Winzer sicher.
Und er will mit seinem Engagement insbesondere die Vollerwerbswinzer nicht aus dem Auge verlieren, dessen gesamte Existenz von der jeweiligen Lage abhängt. Als Nebenerwerbswinzer, so Simon, hat er glücklicherweise noch ein weiteres Standbein, das die Familie über Wasser halten kann. Vollerwerbswinzer sind auf eine positive und erfolgreiche Entwicklung der Winzergenossenschaft angewiesen.
Gemeinsam die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen
Auch Geschäftsführer Volker Kern möchte mit dem neu gewählten Gremium genau hier ansetzen. Es gilt, die Weichen für die Winzergenossenschaft Bötzingen neu zu stellen und in diesem Zusammenhang auch wichtige Projekte in Angriff zu nehmen. Dazu zählen beispielsweise Nachhaltigkeit, die Entwicklung neuer Produkte oder die Änderung der Sortenstruktur. Das Ziel: Trotz oder auch genau wegen der schwierigen Situation in der Weinbranche neue Wege gehen und die Genossenschaft zukunftsfähig aufstellen. Gemeinsam mit dem Gremium, aber auch mit weiteren engagierten Mitgliedern, ist das möglich, freut sich Volker Kern.