Heute: Tobias Diehr
…so die Antwort von Tobias Diehr auf die Frage, was ihn in letzter Zeit umgetrieben hat…
Die zurückliegenden Wochen waren anstrengend, aber enorm wichtig. Nicht nur die Reben von Tobias Diehr mussten „fertig“ gemacht werden. Sondern auch die Reben anderer Weingüter und Nebenerwerbsbetriebe, für die er in Lohnarbeit steht. Das heißt, jegliche Arbeiten, bei denen eine Maschine benötigt wird, werden von Tobias Diehr übernommen. Und hier gibt es für den Winzer keine Unterschiede. Alle Flächen, seine und die anderen, werden von ihm in einer festgelegten Reihenfolge „abgearbeitet“. Und zwar so, dass es für ihn am effektivsten läuft.
Insbesondere die maschinelle Entblätterung stellte für Tobias Diehr einen enormen Arbeitsaufwand dar. Ganze vier Wochen war er hiermit beschäftigt. Vor vielen Jahren hat er, als zweiter in Bahlingen, seine erste Maschine gekauft. Damals war er mit dieser als Lohnunternehmen viel in der Region unterwegs. Heute beschränken sich die Arbeiten auf seinen Heimatort. Mehr ist einfach nicht zu schaffen.
Verlässliche Helfer - unentbehrlich und mit nichts aufzuwiegen
Die rumänischen Helfer von Tobias Diehr sind vor etwa vier Wochen wieder in ihre Heimat geflogen. Und werden im Herbst pünktlich zur Lese wieder vor Ort sein. Der Winzer ist sehr glücklich, dass die beiden hier waren. Ohne sie wäre vieles nicht gegangen. Denn sie arbeiten absolut selbständig. In einer Tabelle hat Tobias Diehr seine einzelnen Parzellen nummeriert und, auf rumänisch, die notwendigen Arbeiten verzeichnet. Diese wird von den Helfern eins nach dem anderen abgearbeitet. Absolut verlässlich. Begonnen hat es mit dem Ausbrechen von Doppeltrieben sowie der Entfernung von Kümmertrieben. Ein absolutes Muss für gute Qualitätsarbeit. Danach folgten die Heftgänge, anschließend die Handentblätterung. Und was die Beiden anpacken, weiß Tobias Diehr aus Erfahrung, darauf kann er sich voll verlassen. Manchmal hat der Chef seine rumänischen Helfer tagelang nicht gesehen, weil sie auf verschiedenen Flächen unterwegs waren.
Qualitativ hochwertigere Trauben erfordern zusätzlichen Aufwand
Trotz dass die Entblätterung mit der Maschine erfolgt, steht bei einigen Reben noch eine Handentblätterung an. Kleine Blättchen werden noch einmal entfernt, um das Ernteergebnis qualitativ zu optimieren. Dies erfolgt insbesondere bei den Toplagen, den Premiumbereichen. Das betrifft sowohl den von Tobias Diehr so geliebten Spätburgunder als auch die Weißburgunder-Sorten. Gerade die dunklen, beerenhäutigen Trauben sind bei den Kirschessigfliegen sehr beliebt. Aber wenn die Trauben so gut wie frei liegen, greifen diese gar nicht erst an. Ebenfalls im Premiumsegment erfolgt die Traubenteilung. Die Traube wird oberhalb vom Mittelpunkt gekappt. Das dient einerseits der Mengenreglementierung, andererseits kann sich die Traube so besser ausdehnen und entfalten. Ganz tolle Weine können hier entstehen, so Tobias Diehr.
Es ist wie mit Kindern: viel Mühe zahlt sich aus
Und natürlich muss der Winzer pflegen, pflegen, pflegen. Insbesondere die Jungfelder stehen da im Focus von Tobias Diehr. Denn so, wie man sich um diese in den Anfangsjahren kümmert, geben diese die Mühe später zurück. Neben dem Anbinden spielt die Zwischenstockpflege eine große Rolle. Hier wurde gefräßt, geharkt und das Gras gemäht. Wichtig ist, dass die jungen Rebpflanzen keine Gegenspieler haben, sprich, den Reben das notwendige Wasser nicht weggenommen wird. Andererseits benötigt der Winzer zwischen den Reben trotzdem Gras, um bei starkem Regen Erosion zu verhindern.
Zur Pflege zählt auch die Böschungspflege dazu. Um zusätzliche Schädlinge, wie beispielsweise die Grasflügelzirkade, zu vermeiden, lässt Tobias Diehr das Wachsen von Wildwuchs gar nicht erst zu. Auch hieran muss in regelmäßigen Abständen gedacht werden.
Der Zusammenhalt gibt ein gutes Gefühl
Auf die Frage, was dieses Jahr auf Grund der speziellen Situation anders gelaufen ist, schüttelt der Winzer den Kopf. Alles ganz normal. Er ist ruhig und gelassen geblieben. Und mit seiner Erfahrung aus den letzten Jahrzehnten war sich Tobias Diehr sicher, auch in diesem Jahr alles zu bewältigen. Und genauso ist es eingetroffen.
Er hat eine starke Winzergemeinschaft im Rücken, seine sogenannte „Pavillongruppe“. Diese haben sich geschworen, dass kein Winzer, der aufgrund von Corona in Quarantäne gemusst hätte, hängen gelassen wird. Hier wären alle anderen eingesprungen. Ein gutes Gefühl, eine super Gemeinschaft, berichtet Tobias Diehr nicht ohne Stolz.
Und was steht in den nächsten Wochen auf dem Plan? Als erstes, so der Winzer, muss er sich mal um seine Maschinen kümmern, diese pflegen und putzen. Der Dauereinsatz hat Spuren hinterlassen. Auch Mäharbeiten und Hangpflege stehen immer wieder an. Weiterhin erfolgt die „Grünlese“ auf einigen Parzellen. Dabei geht es um qualitätsrelevante Ertragsreduzierung, die man beim BÖTZINGER auch schmecken kann.