Volker Kern hat ein zufriedenes Lächeln im Gesicht. Die Qualität und Quantität der diesjährigen Weinlese stimmen. Gesunde Trauben mit gutem Mostgewicht versprechen einen großartigen Jahrgang. Diese Hoffnung bestand bis zum Herbst hin nicht immer. Der dringend erwartete und noch rechtzeitig eingesetzte Regen hat kurz vor der Weinlese 20-30 ml/m² Niederschlag gebracht, der von den Reben glücklicherweise aufgenommen wurde und letztendlich zu einer soliden Ertragssicherheit geführt hat. Besser hätte es in diesem trockenen Sommer nicht kommen können.
Die Stimmung ist prima, das Kollektiv der Winzerinnen und Winzer halten zusammen. Und wenn beim Spätburgunder-Tag die Schlange vor dem Wiegehäusle so lang war, dass der letzte erst gegen 3.30 Uhr am Morgen abladen konnte, war kein Unmut zu spüren. Ganz im Gegenteil. Dieses tolle Jahr schweißt das Kollektiv noch mehr zusammen.
Das größte Kapital sind die Winzerinnen und Winzer
Die Erleichterung des Geschäftsführers der Winzergenossenschaft ist mit den Händen fast greifbar. „Unsere Winzerinnen und Winzer strahlen nun wieder, wenn sie durch den Weinberg gehen. Sie haben sich diesen Erfolg schwer erarbeitet und Großartiges geleistet. Dass in den letzten beiden Jahren die Weinlese nicht so zufriedenstellend war, bestätigt wieder einmal, dass die Natur einen immensen Einfluss hat. Wir von ihr abhängig sind. In diesem Jahr war sie uns wohlgesonnen“, so Volker Kern. Weiter betont er: „Das größte Kapital unserer Genossenschaft sind unsere Winzerinnen und Winzer. Sie bewältigen ungemein viele Herausforderungen und geben uns gewissermaßen Rohdiamanten an die Hand, an denen wir im Ausbau den Feinschliff vornehmen dürfen.“
Und dass es sich wirklich um einen hervorragenden Jahrgang handelt, konnte sich Volker Kern bereits beim Rivaner 2022 überzeugen. Noch naturtrüb, aber bereits durchgegoren und frisch vom Stahltank abgezogen, war die für den Rivaner typische Exotik bereits vorhanden. Diese gute bis sehr gute Qualität erwartet der Geschäftsführer bei allen Rebsorten.
Jedes Jahr hat seine ganz eigene Geschichte: Winzer Erwin Meier berichtet
„Der Herbst 2022 hat wieder einmal seine eigene Geschichte. Noch Anfang August haben wir mit großen Sorgenfalten in Richtung Herbst geschaut: Durch die lange Trockenheit im Sommer sind die Beeren sehr klein geblieben, wiesen zum Reifebeginn so gut wie kein Aroma auf. Und die schwerste Burgundertraube, die wir gefunden haben, brachte es auf kümmerliche 120 Gramm. Uns war klar: wenn kein Regen mehr kommt, wird die Ernte nicht viel größer als im vergangenen Jahr. Doch dann geschah wirklich ein kleines Wunder! Zweimal Regen Mitte und Ende August ließen die Trauben aufquellen. Sie erreichten noch eine normale Größe und wiesen dann in Richtung Vollreife auch eine schöne Aromatik auf.
Auffallend ist in diesem Jahr, dass die Säurewerte trotz der immer noch großen Wärme beim Herbstbeginn etwas höher waren als in vergleichbaren Jahren. Eine sehr große Überraschung war auch die Aromaausprägung bei den Bukett-Sorten Muskateller und Gewürztraminer. In trockenen Jahren ist die Aromatik eher verhalten, jedoch in diesem Jahr sehr fein ausgeprägt. Diese beiden Sorten werden ein Knaller! Beherzt haben wir mit der Lese am 29. August begonnen. Im Laufe des Herbstes stellten sich dann zum Glück kühlere Temperaturen ein, so dass uns die Öchslegrade nicht davonliefen. Die Folge wäre ein zu hoher Alkoholgehalt im Wein gewesen. Daher konnten wir die Lese nun bis Ende September ziehen. Die Trauben blieben gesund, auch wenn es ab und zu mal leicht geregnet hat. Den Leseplan mussten wir nie abändern oder verschieben, was für die Winzer gerade bei der maschinellen Lese Planungssicherheit bedeutet hat.
Mein Fazit: ein rundum gelungener Jahrgang, Trauben wie im Bilderbuch mit einer ausgezeichneten Qualität. Dafür müssen wir alle dankbar sein!“
Der Graue Burgunder 2022 wird ganz groß: Winzer Markus Jenne kommt ins Schwärmen
Markus Jenne spricht von einem überraschend frühen Herbstbeginn und einem schnellen Abschluss. Es kam auch erstmalig in seiner gesamten Winzer-Karriere vor, dass die Lese auf Grund starken Regens mittendrin abgebrochen werden musste. Ansonsten ist er mehr als begeistert von diesem Jahrgang. Qualität und Menge sind überragend. Fast ein Phänomen nach diesem trockenen Sommer. Wo kamen „auf einmal“ die vielen Trauben her? Gewinner für Markus Jenne ist eindeutig der Graue Burgunder. Einer, der sich bisher immer etwas hinten einreihte, aber in diesem Jahr sowohl bezüglich Menge als auch Qualität ordentlich zugelegt hat. Ein erfreulicher Herbst, für jeden Winzer. Aber eine Lese ohne Vollernter, fügt Markus Jenne noch hinzu, ist heutzutage kaum mehr vorstellbar.
Eine tolle Lese mit tollen Selektionssorten: Winzer Florian Höfflin ist begeistert
Florian Höfflin fasst den diesjährigen Herbst wie folgt zusammen: „Vor Beginn der Lese Mitte August waren wir sehr gespannt, wie die Ernte 2022 nach dem trockenen und heißen Sommer werden wird. Ende August starteten wir mit der Sorte Regent bei noch sommerlichen Temperaturen. Bereits am ersten Lesetag war ich von der Qualität der Trauben positiv überrascht, was sich erfreulicherweise über die ganze Lese fortsetzte.
Anfang September folgten die ersten Lesetage für Müller-Thurgau und Grauer Burgunder. Über die dann eingetretene Wetteränderung mit kühlen Nachttemperaturen freuten wir uns sehr, da dies die Reife unserer Trauben weiter positiv beeinflusste. Höhepunkt war dann die Ernte der Selektionsanlagen, welche dieses Jahr sehr gute Qualitäten lieferten. Sehr erfreulich war auch das Wetter während der gesamten Lese, so konnten wir in ca. 5 Wochen Stück für Stück ernten. Der Herbst 2022 wird uns sehr positiv in Erinnerung bleiben und die Weine werden uns viel Freude bereiten.“
Abschluss des Herbstes 2022: Den übernimmt Winzer Tobias Diehr höchstpersönlich
Tobies Diehr lässt sich die Ernte der letzten Traube nicht nehmen. Das erklärt er zur Chefsache. Und beschließt damit eine ganz fantastische Lese mit besten Resultaten.