Der Winzer ist bereits seit 24 Jahren im Aufsichtsrat der Winzergenossenschaft Bötzingen. Wollte was mitbewegen, sich engagieren. Mit dem damaligen Chef Hanspeter Johner ist er gut ausgekommen. Unter seiner Ära konnte viel realisiert werden, wie beispielsweise der Keller und die Vinothek. Auch den Relaunch mit dem neuen Geschäftsführer Volker Kern finden der Winzer und seine Frau Martina gut. War schon lange fällig. Sich vom verstaubten Image der Winzergenossenschaften etwas befreien. Der Anfang ist gemacht, die neuen Etiketten sind ansprechend. Nun werden die nächsten Jahre zeigen, was die Veränderungen bewirken können. Wichtig ist jedoch, immer am Ball zu bleiben. Insbesondere den Bötzinger Wein auch deutschlandweit in der Gastronomie zu etablieren. Und wichtig wäre auch, so Andreas Bühler, dass für die Winzer unterm Strich etwas mehr übrigbleibt. 40 bis 50 Cents pro Flasche wären prima. Und für alle Winzer eine Mega-Motivation.
Seit 1996 mit Frau Martina ein Winzer-Familienbetrieb
Andreas Bühler war eigentlich schon von „klein auf“ Winzer. Mit dem Vater in den Reben war er oft unterwegs. Dieser hatte im Nebenerwerb zwei Hektar Reben, die er während seiner freien Zeiten bewirtschaftete. Mit fünfzehn Jahren startete er seine Lehre im Weingut Leopold Schätzle in Endingen. Anschließend hängte er noch den „Wirtschafter für Weinbau“ dran. Damals war es schwierig, Reben zu kaufen oder zu pachten. Mit wenigen Hektar Pachtreben startete der junge Winzer in die Eigenständigkeit und baute alles selbst auf. Zusammen mit seiner Frau Martina, die er in dieser Zeit kennenlernte. 1990 wurde das Haus gebaut, 1991 konnte die junge Familie einziehen. Bald kamen eine Tochter, heute 29, und ein Sohn, heute 26. Martina blieb nach der Geburt ihres Sohnes zu Hause und stieg mit ins Winzergeschäft ein.
Immer wieder waren die beiden auf der Suche nach weiteren Rebflächen. Nach und nach konnten sie welche hinzukaufen und pachten. Damals hatten sie auch viel Obst. Äpfel, Zwetschgen, Johannisbeeren, Himbeeren. Davon trennten sie sich jedoch mit der Zeit, denn die Arbeit war mit den Reben nicht mehr in Einklang zu bringen. Heute bewirtschaften die Bühlers etwa 14 Hektar. Der größte Anteil entfällt mit 5 Hektar auf den Spätburgunder. Dann kommen der Müller-Thurgau und der Ruländer mit jeweils 2,5 Hektar. Der „Rest“ verteilt sich auf Weißburgunder, Regent, Muskateller, Chardonnay und Sauvigon Blanc.
Mit Maschinen und Vollernter zu mehr Effizienz und Rationalität
Der Winzer-Familienbetrieb Bühler funktioniert gut. Sofern das Wetter mitspielt, gibt es im Sommer feste Arbeitszeiten. So dass auch freie Zeiten planbar sind. Allerdings ist es schwer, Saisonarbeitskräfte für Frühjahr und Herbst zu bekommen. Und oftmals auch nicht so leicht zu händeln. Bei der Weinlese helfen Andreas Eltern mit. In diesem Jahr hatten sie anstelle der Saisonkräfte Unterstützung von Freunden und Bekannten. Das hat super funktioniert. Und war auch sehr entspannt.
Etwa ein Viertel der Bühlerschen Reben sind Handlese, der größere Teil wird mit dem Vollernter eingefahren. Eine tolle Sache, so Andreas Bühler. Allerdings muss man für die Vollernter-Lese auch gute Vorarbeit leisten, betont seine Frau. Alle Trauben, die nicht den Vorgaben entsprechen, müssen vorher rausgeschnitten werden. Das wird seitens der Winzergenossenschaft vor der Lese kontrolliert. Erst bei „grünem Licht“ darf der Vollernter fahren. Und das Ergebnis, so die Winzerfamilie, ist kaum mehr von der Handlese zu unterscheiden. Ein echter Fortschritt. Heutzutage ist die Arbeit viel rationeller und effizienter. Etwa 300 Stunden pro Jahr pro Hektar schätzt er die Arbeitszeit ein. Noch vor einigen Jahren war das wesentlich mehr.
Mit dem Herbst 2022 sind Martina und Andreas Bühler mehr als glücklich. Das Ergebnis war noch vier Wochen vor der Lese nicht absehbar. Die Trauben präsentierten sich einfach nur top. Qualität und Quantität haben gepasst.
Wandern, Reisen und immer auch ein Weißburgunder trocken
In ihrer Freizeit sind die Bühlers gerne unterwegs. Freunde treffen und Wandern gehören zu ihren Hobbies. So haben sie die Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran auf dem E5 gemeistert. Oder sind mit Freunden übers Wochenende auf Wandertour. Auch Reisen steht auf dem Programm. Alle vier bis fünf Jahre gönnen sie sich eine Schiffsreise mit Freunden, die zuvor über diese Zeit angespart wurde. Die nächste steht 2023 an. Darauf freuen sich beide schon sehr.
Wenn Martina und Andreas auf Reisen sind, schauen sie immer, welcher Wein in den Supermarkt-Regalen steht. Auch, was in den Restaurants angeboten wird. Im Zweifelsfalle haben sie einen Bötzinger mit dabei. Und das ist in den meisten Fällen ein Weißburgunder trocken. Denn auch hier sind die Geschmäcker gleich.