Für die Winzer stehen im Sommer in den Reben jede Menge Arbeiten an. Viele notwendige Tätigkeiten mit Blick auf eine erfolgreiche Ernte. Und immer in Abhängigkeit von Natur, Witterung und Klimaverhältnissen.
Winzer Boris Weigele nimmt sich ein wenig Zeit, um über die anstehenden Arbeiten der letzten und kommenden Wochen zu berichten. Teilweise werden die Tätigkeiten manuell ausgeführt, teilweise mit Maschinen, erzählt er. Ab Mai, je nach Austriebslänge, starten die Winzer mit dem Heften der neu wachsenden Triebe. Das heißt, sie richten diese im Drahtrahmen nach oben aus und befestigen sie. Gleichzeitig werden Triebe, wo zu viele wachsen, ausgebrochen. Eine der ersten Maßnahmen zur Regulierung der Traubenmenge.
Eine weitere Arbeit im frühen Sommer ist die Entblätterung. Vor allem für kleinere Betriebe eine manuelle Tätigkeit. Hier geht es vor allem um die Belüftung der Trauben, damit diese weniger anfällig gegen Pilzkrankheiten, insbesondere die Edelfäule, sind. Wichtig ist, betont der Winzer, dass grundsätzlich die Schattenseite, also Nord-Ost entblättert wird, sonst laufen die Beeren Gefahr, „Sonnenbrand“ zu bekommen und einzutrocknen. Die größeren Betriebe setzen bei der mechanischen Entblätterung entweder auf das Druckluftsystem oder das Saug-Zupf-Verfahren. Bei ersterem wird mit kurzen Druckluftstößen an den Trauben entlanggefahren, die Blätter abgerissen und Blütenreste entfernt, sogar ein wenig ausgedünnt. Beim Saug-Zupf-Verfahren werden die Blätter mit einem Ventilator angesaugt und mittels Walzen entfernt. Das Ganze passiert kurz nach der Blüte, wenn die Trauben erbsengroß sind und sich langsam senken.
Die wichtige Pflege von Pflanzen und Boden
Nach dem Heften erfolgt das erste Gipfeln. Hier kommen Laubschneider zum Einsatz. Insgesamt zwei- bis dreimal werden die Reben gestutzt. Das letzte Mal Mitte August. Ansonsten ist ein Arbeiten an den Pflanzen aufgrund des üppigen Wachstums kaum mehr möglich. Auch dient es wiederum zur Belüftung der Trauben. Genauso spielt das Entlauben der Handlese in die Karten, die somit erleichtert wird.
Weiterhin geht es darum, die Begrünung zwischen den Rebenreihen kurz zu halten. In trockenen Jahren bekommen die Pflanzen sonst zu viel Wasserkonkurrenz. Ganz trockene Standorte werden sogar offengehalten. Genauso erfolgt die mechanische Bearbeitung des Unterstockbereichs gegen Trockenheit. Das Unkraut wird entfernt, die Bodenstruktur gelockert. Eine Alternative ist auch, den Unterstock zu mulchen. Das Ziel dieser Arbeiten besteht darin, für Belüftung zu sorgen und Tau-Stau sowie das Reinwachsen in die Reben zu verhindern. Teilweise bringen die Winzer zwischen den Reihen auch Stroh aus, um die Trockenheit zu reduzieren.
Die Qualität des Weines wird bereits in den Reben beeinflusst
Derzeit, ungefähr 6 Wochen vor Beginn der Lese, laufen die Winzer durch ihre Anlagen, um sogenannte Kümmertriebe zu entfernen. Gleichzeitig werden die Trauben dort, wo zu viele aufeinander wachsen, runtergeschnitten und ausgedünnt. Trotz der zu Beginn vorherrschenden großen Trockenheit ist der Winzer positiv überrascht über das Wachstum der Trauben. Jetzt geht es darum, für die Qualität etwas zu tun und zu reduzieren, insbesondere für die höheren Qualitätsstufen. Gleichzeitig eine Maßnahme für die Stockentlastung und gegen „Trockenstress“. Ansonsten gehen die Rebenpflanzen bei der Masse an Früchten „in die Knie“.
Die Trauben in den Selektionsanlagen, so Boris Weigele weiter, werden grundsätzlich geteilt. Das passiert in der Zeit, bis die Beeren so groß sind, dass kein Stielgerüst mehr sichtbar ist. Auch wird die Traubenanzahl pro Stock ausgedünnt. Auf diese Art und Weise wird der Extraktgehalt in den Trauben erhöht. Und somit der Geschmack für die feinen Weine intensiviert.
Kurze Erholung bis zum großen Finale
Boris Weigele freut sich, dass bis jetzt alles so gut gelaufen ist. Nach Ausbringen des letzten Pflanzenschutzes ist nochmal eine kleine Erholungsphase für die fleißigen Arbeiter drin, bis Anfang September die Hochphase der Ernte losgeht. Auch Boris Weigele wird die Gelegenheit nutzen, mit seiner Familie ein paar Tage Urlaub zu machen. Um dann mit viel Kraft und Elan die diesjährige Ernte „nach Hause“ zu bringen.