Lernen Sie unseren zweiten Winzer kennen: Tobias Diehr
Tobias Diehr ist seit dem Jahre 2000 Mitglied der Winzergenossenschaft Bötzingen, obwohl er eigentlich Bahlinger ist. Vor ein paar Jahren noch waren der Wohnort in Bötzingen sowie Rebflächen auf der Gemeindemarkung Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft. In der Zwischenzeit gibt es diese Regelung nicht mehr.
Trotzdem hätte Tobias Diehr gute Karten gehabt, da er einige Jahre in Bötzingen gelebt hat. Seine Frau stammt von dort. Und auch Reben auf Bötzinger Grund und Boden nennt er sein Eigen.
Von der Tradition zur Passion
Die Weinwirtschaft liegt dem 51jährigen schon seit seiner Kindheit im Blut. Er kommt aus einer traditionellen Winzerfamilie, die Vorfahren waren Küfer. Da kann man wohl nicht anders. Tobias Diehr kaufte mit 15 Jahren sein erstes Rebengrundstück, vom Lehrlingslohn. Denn sein Vater wollte, dass „der Junge etwas Gescheites lernt“. So ist Tobias Diehr Elektrotechniker geworden. Viele Jahre in der Führungsebene angestellt, kehrte der passionierte Betriebswirtschaftler dann doch wieder zu seinen Wurzeln zurück. 2011 schloss er seine Winzerlehre ab. Vollerwerbswinzer ist er seit Anfang dieses Jahres. 57% der von Tobias Diehr bewirtschafteten Reben werden zu Spätburgunder verarbeitet, 20% sind Müller Thurgau-Trauben, 12% Ruländer. Die restlichen Flächen verteilen sich auf Weißburgunder und Cabernet Mitos.
Die harten Faktoren zählen - aber genauso die weichen
Zahlen und Fakten sind eine Leidenschaft von Tobias Diehr. Sein Ziel ist, den Winzerbetrieb wirtschaftlich zu betreiben, so ökonomisch aber auch so ökologisch wie möglich. Er sieht sein Unternehmen durch die betriebswirtschaftliche Brille. Flächen müssen rentabel sein, Maschinen sollten möglichst zweigleisig arbeiten, die Fahrten von einer Rebfläche zur nächsten – von Riegel über Bahlingen und Eichstetten nach Bötzingen – sind exakt festgelegt. Das Verhältnis zu seinen Mitarbeitern aus dem europäischen Ausland ist hervorragend, die Arbeitsabläufe sind definiert. Für Tobias Diehr muss alles nachvollziehbar sein. Etwaige Konsequenzen aufgrund unwirtschaftlicher Aktivitäten nicht ausgeschlossen. An erster Stelle jedoch steht die Wertschätzung eines jeden einzelnen im Team. Darauf baut der Weinbauer im Besonderen.
Für den Geschäftsmann geht die Familie über alles
Der Winzer Tobias Diehr hat den höchsten Anspruch an sich selbst. Er legt enormen Wert auf die Qualität seiner Trauben. Darauf arbeitet er das ganze Jahr hin, in den Saisonzeiten auch mal 70 Stunden die Woche. Aber das macht dem Weinliebhaber nichts aus. Das ist seine Leidenschaft. Und er kann sich das „leisten“, denn seine Familie steht geschlossen hinter ihm. Diese liegt ihm ganz besonders am Herzen. Sonntag ist Familientag. Da kann kommen, was will. Auch im Sommer geht er am Nachmittag mit seinen Kindern gerne mal ins Schwimmbad. Die Zeit muss sein. Dafür ist er dann aber auch mal wieder bis Mitternacht in den Reben unterwegs. Und Verreisen mit der Familie, auf jeden Fall einmal pro Jahr, gehört für Tobias Diehr dazu. Ansonsten pflegt der Winzer in seiner Freizeit regelmäßigen Kontakt mit der „Pavillongruppe“, einer Bahlinger Winzerclique. Darauf lässt er ebenfalls nichts kommen.
Die gegenseitige Anerkennung ist enorm wichtig
Und auch hinter der Winzergenossenschaft Bötzingen steht er mit einhundert Prozent und sogar noch mehr. Vielleicht auch ein wenig historisch bedingt, denn sein Opa, Karl Lay, war hier lange Jahre erster Vorstand. Das Verhältnis zur WG Bötzingen beschreibt Tobias Diehr als sehr offen. Es herrsche insbesondere unter den Winzern viel Verständnis und hohe Akzeptanz. Es ist ein ständiges Geben und Nehmen. Immer wieder fallen dem Weinbauer bei der Arbeit in den Reben Ideen ein, die er an die junge Geschäftsleitung weitergibt. So fände es Tobias Diehr angebracht, ein Event nur für die Frauen der Winzer auf die Beine zu stellen, um ihnen einfach mal „Dankeschön“ zu sagen. Denn diese sind die wichtige Stütze eines jeden Winzers. Die Idee fand in der WG Bötzingen hohen Anklang.
Wein genießen? Na klar! Aber nicht irgendeinen...
Auf die Frage nach seinem Lieblingswein muss Tobias Diehr nicht lange überlegen. Ganz eindeutig „trockener Spätburgunder Barrique“. Und der darf auch gerne was kosten, denn Qualität hat einfach seinen Preis. Genauso wie der „Black Bär“, ein BÖTZINGER mit hervorragender Qualität, hinter der enorm viel Arbeit steckt.
Manchmal gehen der Winzer und seine Frau aber auch „fremd“. „Über den Tellerrand schauen“, nennt er es. Marktforschung nennen es die Betriebswirtschaftler. So kaufen sie ab und an mal Wein, der mit Bötzingen nicht unbedingt was zu tun hat. Dann wird getestet und überlegt, was man für die eigene Arbeit möglicherweise daraus lernen könnte.
Allerdings nicht in der Fastenzeit und auch nicht während der Zeit des Herbstens. Wein ist und bleibt etwas ganz Besonderes. Und während der Rebenernte möchte Tobias Diehr einfach einen klaren Kopf bewahren. Denn hier geht es dann ums Ganze.