Heute: Samuel Lay
Die Nährstoffe müssen nun in die Beeren fließen
Samuel Lay versorgt seine Rebpflanzen mit dem letzten Heftgang. Auf manchen Rebflächen ist dieser Arbeitsschritt bereits abgeschlossen. Die Vegetation ist dieses Jahr ziemlich früh dran. Trotzdem gibt es große Unterschiede. Der Winzer spricht von „ganz ganz früh“ oder „normal früh“. Soll heißen, alles ist schon ziemlich weit, doch die Witterungsverhältnisse haben die Pflanzen unterschiedlich weggesteckt. Manche „hinken“ ein wenig hinterher, sogar innerhalb einer Rebfläche. Das ist sehr gut an den Trauben zu beobachten. Einige haben die Größe einer Stecknadel, andere sind bereits erbsengroß. Somit wissen die Winzer schon, dass sich die Lese im Herbst zeitlich auseinanderziehen wird. Es ist und bleibt ein spannendes, aber dennoch zufriedenstellendes Jahr. Zumindest bis jetzt.
In der Zwischenzeit ist auch das Laub gegipfelt. Die fertig gehefteten Reben werden eingekürzt. Das heißt, die Pflanze wird etwa 20-30 cm über dem Drahtrahmen abgeschnitten. Und damit, so Samuel Lay, kann man ein echtes Naturphänomen beobachten. Die Pflanze schaltet um: Energie und Nährstoffe der Reben fließen nun nicht mehr ins Längenwachstum, sondern in die Trauben. Die Beeren stehen nunmehr im Mittelpunkt der Versorgung. So, als ob die Rebe wüsste, worauf es jetzt ankommt.
Die Schäden vom Windfrost halten sich in Grenzen
Die Pflanzen mit Windfrostschäden aus dem Vormonat haben ein verhaltenes Triebwachstum. Der Kälteschock hat doch länger angehalten als gedacht. Dennoch ist bei den Trauben selbst ein normales Wachstum zu beobachten. Die Rebe hat die Beeren bevorzugt versorgt. Und auch das Laub ist bis zu einem Meter gewachsen. Natürlich ist hier auch eine stärkere Verrieselung als bei anderen Reben zu beobachten. Aber das ist vollkommen normal, stellt der Winzer fest. Ganz im Gegenteil. Auch wenn die anfälligen Rebsorten in diesem Jahr eine stärkere Verrieselung verzeichnen, ist die Entwicklung insgesamt sehr positiv. Bei diesen Reben muss Samuel Lay im besten Falle nicht mehr eingreifen und möglicherweise Trauben entfernen. Damit wird in der Regel verhindert, dass der Ertrag sowie die Kompaktheit der Traube zu hoch werden. Auch die Gefahr der Abquetschung oder der Fäulnis wird somit verringert.
Gekonntes Jonglieren mit Sonne, Durchlüftung und Aromatik
Derzeit steht bei Samuel Lay und seinen Helfern das Entblättern rund um die Trauben auf dem Programm. Wichtig ist, dass hier eine gute Durchlüftung garantiert ist. Aber gerade die Trauben mit hoher Sonneneinstrahlung benötigen ein gekonntes Schattendach. Dies ist einerseits ein Schutz vor Sonnenbrand, andererseits kann durch intensive Sonne gerade beim Weißwein Aromatik verloren gehen. Natürlich können sich die Beeren im frühen Wachstumsstadion auch an die Sonne gewöhnen. Doch zu heiß darf es natürlich auch nicht sein. Hier ist echtes Fingerspitzengefühl des Winzers gefragt. Wird zu wenig Laub weggeschnitten, steigt das Fäulnisrisiko. Also muss soviel weggeschnitten werden, wie es gerade richtig ist für die Trauben. Sie müssen gesund bleiben, ein gutes Aroma entwickeln und dürfen keinen Sonnenbrand abbekommen. Hier profitiert Samuel Lay letzten Endes am meisten von seinen langjährigen Erfahrungen.
Manche Rebanlagen, insbesondere Burgunder, erfahren eine Druckluft-Entblätterung. Hierbei wird ein pulsierender Luftstrom an die Traube geleitet. Dieser zerbricht Blätter und „putzt“ die Trauben. Somit können mögliche Blütenreste entfernt werden. Auch wird dabei die eine oder andere Beere, ganz bewusst, mit entfernt. Ebenfalls eine Maßnahme, dass die Traube letzten Endes nicht zu kompakt wird und für Fäulnis empfänglich ist. Und gleichzeitig eine notwendige Ertragssteuerung. Wie die Behandlung auf den einzelnen Rebflächen letztendlich erfolgt, also per Hand oder mit der Maschine, ist von dem jeweiligen Klon abhängig. Hier zählt wieder die Erfahrung der Winzer.
Die neuen Rebflächen profitieren von der prima Witterung
Die Jungreben, die vom Wildbiss verschont geblieben sind, haben in den letzten Tagen ein sehr hohes Triebwachstum erfahren, bis jetzt sind sie etwa 40-50 cm groß. Bei den beschädigten Pflanzen müssen noch einmal die überflüssigen Triebe ausgebrochen werden. Hier muss sich Samuel Lay für einen Haupttrieb entscheiden. Im ersten Jahr werden die neu angebauten Flächen in Ruhe gelassen. Die gesamte Energie wird in die Reben gesteckt. In den beiden darauffolgenden Jahren wird auf diesen Flächen nur gering geerntet. Die vollumfängliche Lese beginnt dann mit dem vierten Lebensjahr der Reben.
Das Besondere immer im Blick
Gemeinsam mit dem Winzer legt die Winzergenossenschaft Bötzingen ausgewählte Standorte fest, wo besondere Weine gedeihen sollen, quasi Sonderlesen anstehen. Auf diese Flächen muss Samuel Lay ein besonderes Auge haben. Hier sind spezielle Anforderungen sowie Anstrengungen gefragt. Bei den Selektionsweinen und auch beim Muskateller wird die erste Hälfte der Trauben entfernt. Diese ist entwicklungstechnisch weniger ausgeprägt, darüber hinaus ist nach der Halbierung die Quetschungsgefahr geringer. Die verbleibenden Trauben erhalten mehr Intensität und werden vom Rebstock nun besser versorgt. Somit können hier qualitativ hochwertige Trauben gedeihen.
Alles in allem blickt Samuel Lay zufrieden auf die zurückliegenden Monate. Die Grunderhaltung der Trauben konnte gewährleistet werden. Nun gilt es, diesen Zustand auch weiterhin zu bewahren, um im Herbst eine gute Ernte zu erzielen.