Markus Kanzinger wusste schon immer genau, was er werden wollte, nämlich Winzer. Liegt wohl in der Familie. Sein Vater hatte den Traum von Äckern und einem großen Kuhstall. So besaß die Familie Kanzinger bis ins Jahr 2000 einen Mischbetrieb. Auch Reben gehörten dazu. Da Markus sich bereits als 14jähriger auf den Weinanbau konzentrierte, stellte sein Vater früh die Weichen. Neue Rebflächen wurden erworben, ein reiner Weinbaubetrieb entstand.
Gleich nach der Schule absolvierte Markus seine Ausbildung als Winzer, zwei Jahre in der Pfalz, ein Jahr am Kaiserstuhl. Während der Fachschule arbeitete er auf einem Weingut in St. Georgen und schloss die Ausbildung als Fachwirt und Meister ab. Der Weg war für Markus Kanzinger absolut klar und er verfolgte diesen ohne jegliche Zweifel.
Die Arbeit eines Winzers ist eng mit der Natur verbunden - und teilweise unberechenbar
Genauso klar war Markus auch, als er seine große Liebe kennengelernt hatte. Gleich bei ihrem ersten Besuch in Bötzingen saßen beide auf einer Bank in den Reben, wo er seiner zukünftigen Frau zu verstehen gab, wie der Alltag eines Winzers aussehen wird. Welche Anforderungen es gibt, welche Ziele er hat. Dorothea musste entscheiden, ob sie sich dieses Leben an seiner Seite vorstellen kann.
In der Zwischenzeit sind beide schon viele Jahre verheiratet und haben drei Kinder. Die Bank gibt es immer noch und weckt so manche Erinnerungen an diesen weichenstellenden Tag. Dorothea hat seither keine Stunde bereut. Das Verständnis für einen landwirtschaftlichen Betrieb wurde auch ihr bereits in die Wiege gelegt, denn ihren Eltern besitzen einen Milchviehbetrieb.
Klar, in der Saison sehen Doro und ihre Kinder Markus sehr selten. Die Kids manchmal gar nicht, da sie am Abend schon im Bett liegen, wenn er wiederkommt. Um 6.30 Uhr am Morgen startet der Tag mit einer Besprechung mit den Saisonkräften, anschließend macht sich der Winzer mit einem Vesperpaket auf den Weg in die Reben.
Die ganze Familie lässt sich von der Begeisterung anstecken
Aber Dorothea und die Kinder stört dieser Rhythmus in keinster Weise. Sie machen aus der Not eine Tugend. Und finden andere gemeinsame Zeiten. Oftmals bringen sie Markus das Essen in die Reben und vespern dort gemeinsam. Die Kids sind von der Natur, den Reben und insbesondere auch von den Bulldogs fasziniert. Wichtig ist es den beiden, dass ihre Kinder die Arbeit nicht als Belastung, sondern als Freude ansehen. Und es gelingt ihnen sehr gut, dies den beiden Jungs zu vermitteln. Das Nesthäkchen ist erst ein paar Monate alt, wird in spätestens einem Jahr aber sicherlich genauso mit herumspringen und die vielen schönen Momente genießen.
Durch ihre Kinder, so Dorothea begeistert, lernt sie die Heimat und die Natur noch einmal ganz anders kennen und lieben. Viele Details, die den Erwachsenen entgehen, werden Doro und Markus durch die Aufmerksamkeit und Neugierde der Kleinen wieder nahegebracht. Die gemeinsamen Erlebnisse schweißt die Familie auf ganz besondere Art und Weise zusammen.
Mit Freude dabei - und trotzdem auch unabhängig
Doro ist in der Zwischenzeit voll im Winzerbetrieb integriert. Alle wichtigen Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Und die Arbeit in den Reben selbst bereitet ihr genauso viel Freude wie ihrem Mann. Sie ist regelrecht begeistert, wenn sie im Winter die Reben vorschneiden und die Triebe biegen kann. Diese Tätigkeit geht leicht von der Hand und sie sieht im Rückblick, was sie geschafft hat. Genauso liebevoll kümmert sich Doro um die Junganlagen, indem sie sie vereinzelt, putzt und pflegt. Sie findet es toll, damit einen wertvollen Grundstein zu legen. Beim Herbsten bekommt die Winzerfamilie dann zurück, wofür das ganze Jahr gearbeitet wurde.
Natürlich sind Winzer abhängig von der Natur. Die Frage stellt sich immer wieder auf’s Neue, ob es ein gutes oder ein weniger gutes Jahr wird. Nicht zuletzt deswegen arbeitet Doro noch zwei Tage in der Woche in Freiburg als Angestellte. Es ist eine kleine Sicherheit für die Familie. Genauso aber auch eine willkommene Abwechslung für sie. Im Moment jedoch genießt die junge Mutter ihre Elternzeit.
Glaube und Zuversicht lassen optimistisch in die Zukunft blicken
Wie die Zukunft für den Winzerbetrieb Kanzinger aussehen wird, kann man nicht vorhersagen. Doro ist jedoch sehr zuversichtlich. Es ist nicht nur der Glaube, der ihnen Ruhe und Kraft gibt. Es sind auch die vielen Ideen, bei denen die junge Winzerfamilie darauf brennt, die eine oder andere umzusetzen.
Markus hat es einmal auf den Punkt gebracht: „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“
Klar ist, dass Markus und auch Dorothea Kanzinger gefunden haben, was ihr Leben ausmacht. Sie haben es geschafft, Familie und Arbeit perfekt unter einen Hut zu bekommen. Und sie können die Begeisterung bereits jetzt an ihre Kinder weitergeben. Vielleicht haben sie ja „Glück“, dass vielleicht einer der drei kleinen Naturliebhaber in die Fußstapfen der Eltern tritt.