Teil I: Die kleine, aber würdige Abschiedsfeier
Am 30. Juni 2020 war es soweit. Hanspeter Johner wollte es selbst kaum wahrhaben, aber der Tag X, der Übergang von der Geschäftsführung zur Rente, war gekommen. Verdient hätte der jetzige Ruheständler auf jeden Fall eine Abschiedsfeier in großem Rahmen. Durch die Corona-Pandemie war dies nicht möglich. Aber was seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in liebevollem Engagement für ihren langjährigen Chef auf die Beine stellten, war mindestens genauso schön.
Der festliche Abschied fand im Tank- und Gärkeller statt, 2016 eines der größeren Bauprojekte von Hanspeter Johner, Hier war ein Eckchen liebevoll geschmückt, Stehtische aufgestellt, Sekt und Wein schon kühlgestellt. Wer an diesem Abend dabei sein konnte, war da: Vorstandsvorsitzender Erwin Meier mit seinen Kollegen von Vorstand & Aufsichtsrat und natürlich sämtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Geschäftspartner der Winzergenossenschaft Bötzingen.
Ritterschlag vom Vorstandsvorsitzenden Erwin Meier
Als erstes ergriff Vorstandsvorsitzender Erwin Meier das Wort. Es gäbe eine gewaltige Fülle an Themen, meinte dieser. Er versuche, sich kurz zu fassen, aber zwei Stunden würde seine Rede schon dauern…
Erwin Meier begleitete Hanspeter Johner während seiner gesamten Geschäftsführerzeit. Er war ein echter Glücksgriff für die Winzergenossenschaft, hatte immer den richtigen Riecher für das Notwendige. Er benötigte oft auch viel Überzeugungskraft gegenüber einigen „Bötzinger Sturköpfen“, wenn es um Neuerungen ging. Dennoch beschritt Hanspeter Johner unermüdlich seinen Weg. Insbesondere in der Vermarktung des Bötzinger Weins gab es viel zu tun. Hier hat der Geschäftsführer ständig Neukunden und neue Märkte aufgetan. „Wir müssen dahin, wo der Kunde ist und kauft.“, so sein Credo. Er hinterfragte auch oft „Sind wir auf dem richtigen Weg?“. Und ganz nach seinem Motto „Der zweite Sieger ist immer der Verlierer“ investierte Hanspeter Johner permanent in die Zukunft, mit innovativen Produkten, Bauinvestitionen, Überzeugungskraft.
Ab und zu sind auch mal die Fetzen geflogen, so Erwin Meier. Aber dies gehöre genauso dazu, wie in einer guten Ehe. Und die 32 gemeinsamen Jahre haben einfach nur Spaß gemacht. Er übermittelte Hanspeter Johner sein Dank für das grandiose Wirken zum Wohle der Bötzinger Winzer und des Bötzinger Weins. Er sei nicht nur in die Verlängerung gegangen, sondern habe sich auch im Elfmeterschießen hervorragend geschlagen.
Auch bei Elisabeth Johner bedankte er sich mit einem Blumenstrauß. Denn hinter einem starken Mann steht immer eine starke Frau, weiß Erwin Meier. Er hofft, dass sie den Ruheständler zu Hause genauso gut integrieren kann.
Und dann kam eine große Überraschung für den scheidenden Geschäftsführer. Einstimmig angenommen, wurde er zum Ehrenvorstand der Winzergenossenschaft Bötzingen ernannt. Er bleibe dem Unternehmen auf jeden Fall verbunden. Jedoch solle er gut die Balance finden zwischen „Rat geben“ und „Reinschwätzen“, so Erwin Meier schmunzelnd.
Gleichzeitig freut sich der Vorstandsvorsitzende auf die neue Zeit mit Nachfolger Volker Kern.
Der neue Geschäftsführer übernimmt ein wertvolles Erbe
Dieser ergriff anschließend auch gleich das Wort. Volker Kern betonte, dass es ein außerordentliches Geschenk sei, solch ein gutes und erfolgreiches Unternehmen zu übernehmen. Gleichzeitig natürlich auch eine große Verantwortung. Und nicht nur deswegen ist der neue Geschäftsführer sehr dankbar, dass Hanspeter Johner der Winzergenossenschaft auch in Zukunft die Treue halten wird.
Neben einem gefüllten Reisekoffer sowie einen Reisegutschein und natürlich ein Weinpräsent erhielt der Ruheständler einen stattlichen Olivenbaum. Ein lang gehegter Wunsch von ihm. Dieser solle ihm, so Volker Kern, immer ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Nie mehr Zeit als für Currywurst und halbe Hähnchen
Als nächstes schloss sich Mathias Kirner von der Handelsagentur Mathias Kirner den Rednern an. Ganze 26 Jahre, seit 1994, war er mit Hanspeter Johner im Ländle unterwegs. Viele Erlebnisse, aber insbesondere viele Erfolge haben beide Männer zu verzeichnen. Gleich am Anfang steigerten sie den Umsatz der Winzergenossenschaft um etwa 120.000 Euro, indem sie den Bötzinger in sämtlichen Neukaufmärkten Freiburgs etablierten. Nicht zuletzt auch durch die Unterstützung von Hanspeter Johner bei Verkostung und Ausschank. Zu nichts war sich dieser zu schade. Als es um den Umbau von Weinregalen in den lebensmittelmärkten ging, stand der Geschäftsführer mit Blaumann pünktlich bereit. Die gemeinsamen Touren zeichneten sich immer durch enorm viel Engagement, jede Menge Termine und lediglich 20 Minuten Mittagessen aus. Meistens war nur Zeit für Currywurst oder halbe Hähnchen.
Mathias Kirner möchte die schöne Zeit und die tollen Erinnerungen nicht missen. Als Dankeschön schickt er Hanspeter Johner und seine Frau für ein Wochenende ins Elztalhotel.
Hanspeter Johner: Jetzt wird abgerechnet
Ein sichtlich bewegter Fast-Ruheständler tritt nun ans Rednerpult und bedankt sich erst einmal für die gelungene Überraschung und die tollen Geschenke. Es ist nun sein letzter Auftritt als Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Bötzingen, aber es soll keine Generalabrechnung werden, wie in der Politik üblich.
Er geht nun mit Freude, aber auch mit Wehmut. Der tägliche Druck und die Verantwortung fallen weg, endlich ist genügend Zeit für die Familie und insbesondere für Enkel Luis. Aber 32 Jahre gehen nicht spurlos an einem vorüber. Er muss sein Büro verlassen, sein „Schlafzimmer“, wie das Reinigungspersonal immer süffisant sagte. Aber er muss loslassen können und Verantwortung abgeben. Dem sieht Hanspeter Johner jedoch entspannt und gelassen entgegen.
Er hat viel erreicht und bewegt als Geschäftsführer. Er hat die Genossenschaft vorangebracht, wettbewerbsfähig gemacht, den BÖTZINGER zur Marke etabliert. Dabei standen die Mitglieder für ihn immer an erster Stelle. Es erfüllt Hanspeter Johner mit Stolz, dass es keine Abwanderungen gab. Ganz im Gegenteil. Die Rebfläche ist um mehr als 100 Hektar auf derzeit insgesamt 370 Hektar gestiegen. Die Zahl der Mitglieder ebenfalls gewachsen. Sein Dank gilt dem Vorstand, mit dem er gemeinsame an einem Strang ziehen konnte. Sie waren immer ein gutes Team. Grundvoraussetzung, um erfolgreich zu agieren.
Er weiß, dass er nicht immer ein bequemer Chef war, oft sogar ein „harter Hund“. Er ist nun mal auf Vulkanstein groß geworden. Aber das Wohl der Mitarbeiter und der Winzergenossenschaft standen immer im Vordergrund. Denn Erfolg geht nur im Team.
Hanspeter Johner möchte keine Minute dieser 32 Jahre missen. Er bedankte sich insbesondere auch bei seiner Frau, denn es gab viele Momente, wo er mehr Zeit in der WG als zu Hause verbracht hat. Er freut sich, seine Nachfolge nahtlos an Volker Kern übergeben zu können. Er wünscht dem neuen Geschäftsführer viel Erfolg und eine glückliche Hand. „Drück der WG deinen Stempel auf. Und lass dir nicht zu viele Posten auf’s Auge drücken.“ So sein Appell an den Nachfolger. „Bleibt gesund und haltet zusammen.“
Viele verrückte Dinge - zugunsten der Winzergenossenschaft Bötzingen
Zuletzt gab sich Kellermeister Heinrich Höfflin die Ehre, noch ein paar Worte an seinen Ex-Chef zu richten. Alle Anwesenden mit einem Gläschen 1998er Riesling Eiswein in der Hand, schwärmte Heinrich Höfflin von diesem wunderbaren Tropfen. Er und Hanspeter Johner sind die „Väter dieses Erfolgs“. Gleichzeitig ist der Wein auch immer eine „Zeitkapsel“ und er fragte in die Runde, welcher Fußballclub 1998 die Bundesliga gewann. Irgendwann gab es die richtige Antwort, nämlich Kaiserslautern.
1988 hat Heinrich Höfflin angefangen, mit Hanspeter Johner zu arbeiten. Neben dem grandiosen Barrique-Ausbau des Eisweins haben beide viel Neues angezettelt. Und immer mit Erfolg. Eine tolle Zeit gehe vorbei und er möchte ganz herzlich Dankeschön sagen. Nun hätte er schon zwei Geschäftsführer in der WG verschlissen („Des han i müsse loswerde.“)
Heinrich Höfflich überreicht Hanspeter Johner ein von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen gemeinsames Geschenk sowie eine 6-Liter-Megaflasche 2018er Spätburgunder Rotwein Trocken. DEN BÖTZINGER hat er ein wenig abgewandelt. Die Flasche hat ein Teambild-Etikett mit der Aufschrift DIE BÖTZINGER. Hanspeter Johner ist sichtlich beeindruckt.
Daran denkt man gerne zurück
Zu guter Letzt bedankt sich Volker Kern bei Herrn Ullerich vom Gasthaus Krone in Bötzingen für das sehr leckere Catering, serviert von einem motivierten und freundlichen Team. Viele kleine Tapas-Leckereien konnten probiert werden. Eine tolle Idee, die vor allem zu den feinen Tropfen der Winzergenossenschaft Bötzingen hervorragend passten.
Noch lange am Abend standen viele beisammen, sprachen über Vergangenes, unvergessene Momente und das, was jetzt kommen wird. Ein gelungener Event, eine wunderschöne Abschiedsfeier, die nicht nur Hanspeter Johner in vollen Zügen genießen konnte. Und sicherlich gerne daran zurückdenken wird.