Heute: Samuel Lay
Es geht nämlich darum, ob und wie viele Trauben an den Reben weggeschnitten werden müssen. Bei den Selektionsanlagen und den Muskateller-Trauben ist es klar. Hier werden die Trauben geteilt. Dabei steht die Qualität im Vordergrund. Ein bisschen blutet dem Winzer das Herz schon dabei. Aber die Entwicklung der Traube nach dem Schnitt zeigt, wie notwendig dieser war. Die übrig gebliebene Hälfte hat sich nach etwa zwei Wochen wieder zu einer stattlichen Traube entwickelt. Sie hat jetzt genügend Platz, um bis zum Herbsten üppig und voller Aroma zu gedeihen.
Eine Mischung aus Erfahrung, Bauchgefühl und Witterung
Sobald die Trauben Zucker eingelagert haben, sollte man diese nicht mehr wegschneiden. Sonst ziehen die auf dem Boden liegenden süßen Beeren die Kirschessigfliege an. Und das wäre für die Reben extrem gefährlich.
Also muss Samuel Lay genau jetzt entscheiden, auf welchen Anlagen er noch einen Grünschnitt durchführen wird. Und das ist eine Gratwanderung, jedes Jahr auf’s Neue. Bei allen Rebflächen kann er es nicht umsetzen. Denn alles ist Handarbeit. Und die Erntehelfer sind nicht mehr da. Also geht der Winzer an Anlagen, wo ihm die Erträge optisch etwas zu hoch erscheinen. Das hat nun nichts mehr mit der Weinqualität zu tun, da die Trauben witterungsbedingt bereits einen hochwertigen Wein in Aussicht stellen. Vielmehr geht es jetzt um die Regulierung der Erträge. Denn die Winzer dürfen nur eine vorgeschriebene Menge an Trauben einfahren, nicht mehr. Allerdings sind fünf bis sechs Wochen noch eine lange Zeit. Hier kann witterungsbedingt noch einiges passieren. Und auch das muss in den Überlegungen berücksichtigt werden.
Vor kurzem gab es ein leichtes Gewitter mit kleinen Hagelkörnern. Die Auswirkungen davon kann Samuel Lay an einigen Anlagen sehen. Ein paar Beeren pro Traube sind an einer Seite angeschlagen. Diese werden sich nun nicht mehr weiterentwickeln und fallen ab. Schneidet der Winzer jetzt zu viele Trauben weg und es kommen noch einige Unwetter mit negativen Folgen, kann seine Ernte zu gering ausfallen. Es ist und bleibt eine Gratwanderung für jeden Winzer. Samuel Lay versucht hier, so zielgenau wie möglich zu produzieren.
Routinearbeiten - und ein klein wenig Sorge um den fehlenden Regen
In der Zwischenzeit hat Samuel Lay bereits das zweite Mal den Laubschnitt durchgeführt. Seit dem ersten Schnitt sind schon wieder viele Triebe gewachsen. Diese wurden nun erneut entfernt. In ungefähr zwei Wochen steht dann der dritte Laubschnitt auf der Tagesordnung. Es ist wichtig für die Trauben, so Samuel Lay. Hier muss eine gute Durchlüftung gewährleistet werden. Außerdem kommt bei sorgfältig zurückgeschnittenen Trieben viel besser Licht durch die einzelnen Reihen und die Laubwand kann als Ganzes mit dem Sonnenlicht arbeiten.
Der jetzige Stand der Trauben für die weitere Entwicklung bis zur Ernte ist sehr gut. Allerdings könnten die Pflanzen noch ein bisschen Wasser vertragen. Teilweise hat der Winzer das Gefühl, dass das Beerenvolumen aufgrund der Trockenheit nicht so zunimmt, die Reben schalten auf Reserve. Die Wasserspeicher sind einfach aufgebraucht und benötigen dringend Nachschub.
Die einjährigen Anlagen hatten einen guten Start ins Leben
Auch die zu Beginn des Jahres neu gepflanzten Rebstöcke haben sich prächtig entwickelt. Obwohl im August und September noch Triebwachstum ansteht, sieht Samuel Lay bereits jetzt, dass das Wachstumsziel der Jungreben in diesem Jahr in den meisten Fällen ziemlich sicher erreicht wird. Ein normaler Rebschnitt im Frühjahr nächsten Jahres scheint in diesen Anlagen möglich zu sein. Einzig und allein hat er Ärger mit kleinen Nagern, die unter den Jungpflanzen leben und teilweise die Wurzeln abgefressen haben. Somit gibt es einen geringen Ausfall. Hier muss dann Anfang nächsten Jahres nachgepflanzt werden.
Jetzt hat Samuel Lay auf den neuen Anlagen auch die Endpfähle gesetzt, die Verankerung angebracht und den ersten Draht gespannt. Mit Hilfe von Wasserdruck „bohrt“ der Winzer ein Loch in die Erde. Durch die Feuchtigkeit kann er hier den Endpfahl super ausrichten und gegebenenfalls nachjustieren. Sobald die Erde getrocknet ist, steht der Pfahl bombenfest.
Das Herbsten naht mit großen Schritten
Am Montag, den 24. August findet die jährliche Lagebesprechung der Winzer statt. Dafür trifft man sich in den Reben. Unter Federführung von Vorstandsvorsitzenden Erwin Meier werden die Trauben inspiziert und festgelegt, welche Schritte bis zur Ernte noch notwendig sind. Anschließend bespricht man in der Winzergenossenschaft, wann der ungefähre Start für die Weinlese ist, wie die Traubenabgabe getaktet wird und auf welchen Straßen die Anfahrt zur Winzergenossenschaft erfolgt. Die Besprechung der Anfahrt ist insofern wichtig, um den Verkehr so wenig wie möglich zu beeinflussen. Am Ende dieser Augustwoche erhalten die Winzer schriftlich den genauen Termin für’s „Herbsten“. Welche Sorten in welcher Reihenfolge dann eingefahren werden, ist von deren jeweiligen Entwicklung abhängig.