Seit Anfang diesen Jahres sieht man ihn und seine Schafe in den Bötzinger Reben. Angefangen hat es vor etwa fünf Jahren. Irgendwas mit Tieren wollte Stefan Jenne schon immer machen. Er ist mit ihnen groß geworden, hatte schon Schweine, Rinder und Ziegen. Dann legte er sich fünf Schafe zu. Die sollten aber rund um das Jahr draußen sein. Dafür brauchte es entsprechende Weideflächen. Beim Landratsamt nachgefragt, kam der Kontakt mit dem Solarpark in Achkarren zustande. Dort war man froh, dass nun das Gras kurzgehalten wurde. Und Stefan Jenne war froh, dass seine Schafe zu fressen hatten. Allerdings war die Fläche für fünf Schafe viel zu groß. Also wuchs die Herde peu á peu. Heute nennt der Hobby-Schäfer 110 Schafe sein Eigen.
Es ist eine Passion, die viel Zeit, Muse und Geduld erfordert. Etwa vier bis fünf Stunden pro Tag widmet sich Stefan Jenne seinen Schafen. Er ist gerne in der Natur. Bei Wind und Wetter. Manchmal sitzt er einfach nur da und beobachtet die Vierbeiner. Ein perfekter Ausgleich zu seiner Arbeit. Hier kann er abschalten und das Leben genießen.
Die Vorteile für beide Seiten liegen auf der Hand
Auf der Suche nach neuen Weideplätzen brachte ihn eine Bekannte, ebenfalls Schäferin, auf die Idee, bei den Winzern nachzufragen. Hier ist sie mit ihren Schafen schon länger unterwegs. Und Reben gibt es um Bötzingen herum ja jede Menge. Stefan Jenne kam so in Kontakt mit dem Bio-Weingut Schambachhof, weitere folgten. Es war sogleich ein Erfolg. Und zwar für beide Seiten. Der Schäfer kann seine Schafe von einer Rebfläche zur nächsten bringen, um diese grasen zu lassen. Die Winzer „erhalten“ dafür eine fein abgegraste Fläche. Sogar zwischen den Rebstöcken ist es „sauber“. Außerdem wird die Fläche ein wenig gedüngt, wobei auch Blumensamen verteilt werden. Gleich mehrere Vorteile auf einmal.
Eine echte Win-Win-Situation, so der Hobby-Schäfer. Geld möchte er keins dafür. Er ist froh, dass für seine Tiere genügend Gras zum Abweiden zur Verfügung steht. Von den Winzern hat er bisher nur positive Rückmeldungen bekommen. Allerdings, betont Stefan Jenne, geht diese Zusammenarbeit natürlich nur, solange die Reben nicht austreiben. Sobald die ersten Triebe zu sehen sind, muss er mit seinen Schafen auf eine andere Fläche. Denn sonst, lächelt er, könnte die Ernte in diesem Jahr ausfallen. Denn auch seine Tiere sind kleine Gourmets und würden die leckeren Knospen dem Gras vorziehen. So findet man den Schäfer und seine Schafe nur in der kalten Jahreszeit auf den Rebflächen. Von der Lese weg bis hin zu den ersten Trieben. Je nach Wetter können das sechs Monate sein.
Stark im Team mit seinen beiden treuen Gefährten
Die jeweilige Weidefläche begrenzt der Schäfer mit einem Elektrozaun, damit die Tiere nicht weglaufen. Nach etwa drei Tagen wird der Zaun versetzt und das Grundstück gewechselt. Dann ist das Gras bis auf die letzten Halme „verschwunden“. Kraftfutter bekommen seine Schafe nicht, so Stefan Jenne. Es sind ausschließlich Weidelämmer. Den Unterschied schmeckt man auch beim Fleisch. Er hat eine gute Bindung zu seinen Tieren, verwöhnt sie jedoch nicht mit Streicheleinheiten. Der Vorteil ist, dass diese dann fremden Menschen gegenüber scheu sind und auf Abstand bleiben.
Wenn die Schafe die Weideflächen wechseln, so erfolgt das meistens zu Fuß. Der Transport mit dem Auto kommt nur zum Einsatz, wenn unbedingt erforderlich. Hier hat Stefan Jenne zwei sehr tatkräftige Helfer: seine beiden Hündinnen. Bordercolli Fly und die altdeutsche Hütehündin Caro unterstützen ihn nun seit zwei Jahren. Sie waren bereits ausgebildet, als er sie sich anschaffte. Ungefähr ein Jahr hat es gebraucht, bis sie zu einem perfekten Team zusammengewachsen sind. Denn das ist absolut notwendig. Die beiden hören aufs Wort und wissen genau, welche ihre Aufgaben sind. Sie sind seine ständigen Begleiter. Ein tolles Dreierteam.
Auch in der kommenden Saison wieder in den Reben
Stefan Jenne ist glücklich, dass er die Rebflächen als Weideland nutzen kann. Er ist auch glücklich über die gute und unkomplizierte Zusammenarbeit mit den Winzern. Hier können seine Schafe „eine gute Tat“ vollbringen. Jedem ist dabei geholfen. Die Saison in den Reben ist für dieses Jahr bald vorbei. Aber ab Herbst wird der Schäfer mit seinen Tieren wieder da sein. Sollte ein Winzer Interesse an der Schaf-Beweidung seiner Flächen haben, kann er sich gerne an Stefan Jenne wenden. Dann kann der Schäfer schauen, ob es für ihn und „sein Gefolge“ in der nächsten Winter-Saison möglich ist.