Erwin Meier wurde 1988 ins Vorstandsgremium gewählt. Elf Jahre später, 1999, übernahm er das Amt des Vorstandsvorsitzenden. Bis zur Generalversammlung 2023. Nun tritt Winzer Markus Kanzinger in die Fußstapfen seines Vorgängers, der in den vielen Jahren als Vordenker und Macher Großartiges geleistet hat. Denn mit diesem Amt sind vielfältige Aufgaben verbunden. Immer im Wandel der Zeit.
Kleiner Rückblick & großes Dankeschön
Ein Steckenpferd von Erwin Meier, und gleichzeitig eine der wichtigsten Aufgaben als Vorstandsvorsitzender, war und ist das Qualitätsmanagement. Zusammen mit der Verwaltung werden stets aufs Neue die Erzeugungsgrundlagen für das Folgejahr definiert. Also, welche Mengen und Qualitäten, insbesondere in den Bereichen Spätlese, Auslese, edelsüße Weine und Bukett-Sorten geerntet werden möchten. Die Auswahl der Parzelle, die Pflege und insbesondere die Überwachung der Traubenreife sind Voraussetzungen für eine erfolgreiche Lese.
Der Vorstandsvorsitzende a.D. verstand sich in seiner Amtszeit als Bindeglied zwischen den Mitgliedern und dem Vermarktungsbetrieb. Genauso vertrat er die Interessen bei Besprechungen und Versammlungen auf Verbandsebene. Und war bei wichtigen Entscheidungen dabei.
Weiterhin engagierte sich der ehemalige Amtsinhaber für die Erhaltung und Pflege der Landschaft. Vor nunmehr siebzehn Jahren haben er und Bürgermeister Dieter Schneckenburger den „Böschungspflege-Tag am Kaiserstuhl“ ins Leben gerufen. Den gibt es noch heute. Ein Ziel ist auch, dort, wo es geht, die Steillage in Bötzingen zu erhalten. Und dort, wo es nicht geht, das Landschaftsbild zumindest zu pflegen.
Und noch etwas lag Erwin Meier während seiner Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender sehr am Herzen: Dass der Beruf des Winzers in der nächsten Generation weiterlebt, dass er genug Nachfolger findet. Die Tradition und alles Erreichte sollte fortgesetzt werden.
Diese und viele weitere Anforderungen hat Erwin Meier während seiner Amtszeit hervorragend gemeistert. Und somit viel dazu beigetragen, wo die Winzergenossenschaft Bötzingen heute steht. Für dieses großartige Engagement ein herzliches Dankeschön! Nun hat der Vorstandsvorsitzende a.D., der heuer sein 43jähriges Winzerjahr begeht, wieder mehr Zeit für seinen Weinbetrieb, den er zusammen mit seiner Frau Monika bewirtschaftet.
Einer, der für sein Handwerk brennt: Nachfolger Markus Kanzinger
Markus Kanzinger wusste schon immer genau, was er werden wollte, nämlich Winzer. Seine Familie besaß bis ins Jahr 2000 einen Mischbetrieb. Auch Reben gehörten dazu. Da sich der 14jährige bereits auf den Weinanbau konzentrierte, stellte sein Vater früh die Weichen. Gleich nach der Schule absolvierte Markus seine Ausbildung als Winzer, zwei Jahre in der Pfalz, ein Jahr am Kaiserstuhl. Kurz darauf schloss er die Ausbildung als Fachwirt und Meister ab. Der Weg war für Markus Kanzinger immer klar und er verfolgte diesen ohne jegliche Zweifel.
2007 wurde der engagierte Winzer zum ersten Mal in den Aufsichtsrat gewählt, 2021 übernahm er den Vorsitz. Diesen musste er nun wieder abgeben, da er in das Amt zum Vorstandsvorsitzenden gewählt wurde.
Keine leichte Aufgabe für den jungen Familienvater und Winzer, gerade in diesen schwierigen Zeiten. Aber Markus Kanzinger ist einer, der sich nicht so schnell unterkriegen lässt. Einer, der mitdenkt, der sich engagiert, der Ideen bringt. Der die Zukunft der Winzergenossenschaft Bötzingen schon immer im Blick hatte. Und der lieber macht, als lange darüber zu diskutieren. Vor zwei Jahren fuhr der Winzer spontan und auf eigene Faust ins Ahrtal, um hier seinen Kolleginnen und Kollegen für einige Tage während der schweren Zeit nach der Flut zu helfen. Nur mit Herbstschere, Bohrmaschine und Akkuschrauber „bewaffnet“. Eine Erfahrung, an der jeder wächst. Und die alle Ehren wert ist.
Es gibt viele Weichen in Richtung Zukunft zu stellen
Das Amt des Vorstandsvorsitzenden bedeutet, gemeinsam mit der Geschäftsführung der Winzergenossenschaft so gut wie möglich vorauszudenken. Viele unsichere Faktoren stehen auf der Agenda. Was bedeutet die Weingesetzreform für die Winzergenossenschaft? Auf welche Rebsorten soll man sich zukünftig konzentrieren? Wie ändert sich der Markt? Wie wird der Konsument reagieren? Welche Sortenstruktur ist die beste? Gerade hier ist Vorausplanung erforderlich, denn der Rebstock ist mit bis zu 30 Jahren Lebensdauer eine langjährige Kultur. Und es geht auch darum, den Winzern und ihren Familien ihr Auskommen zu garantieren. Ebenfalls ein wichtiger Aspekt in allen gemeinsamen Überlegungen.
Das Aufgabengebiet des Vorstandsvorsitzenden ist vielfältig und verantwortungsvoll. Viel Neues wird auf Markus Kanzinger zukommen. Zusätzlich zu seinem eigenen Weinbetrieb und seiner jungen Familie. Glücklicherweise hat der Winzer mit Frau Dorothea eine feste Stütze an seiner Seite. Auch sie brennt für das Thema Wein und verfolgt die gleichen Ziele wie ihr Mann. Die beste Voraussetzung also, dass Markus Kanzinger sich den herausfordernden neuen Aufgaben stellen kann. Und dafür wünschen wir ihm viel Erfolg.