Aus dem Tagebuch eines Winzers

Der einbindige und bekreuzte Traubenwickler sind die bedeutendsten Weinbauschädlinge. Nach der Paarung der Falter legen die Weibchen Eier, aus denen später die Larven schlüpfen. Diese befallen sowohl die Blüten als auch später die Trauben und sind der größte Albtraum eines jeden Winzers.

Mit der Forschung für eine insektizidfreie Bekämpfung beider Falter wurde bereits vor mehr als 80 Jahren begonnen. Die Idee basiert auf der Tatsache, dass die Traubenwicklerweibchen einen artspezifischen Sexualduftstoff (Pheromon) abgeben, um die Männchen anzulocken. Dieser besteht aus einer Hauptkomponente und mehreren Nebenprodukten. Es dauerte fast 40 Jahre, die genaue chemische Zusammensetzung herauszufinden und somit eine synthetische Herstellung des Pheromons zu ermöglichen. Und genau dieser Duftstoff wird heute zur gezielten Bekämpfung der Schadinsekten eingesetzt.

In der Weinbaupraxis haben sich Kunststoffampullen, sogenannte Dispenser, durchgesetzt. Die mit Pheromon-Hauptkomponenten befüllten Ampullen werden in genau definierten Abständen in den Rebanlagen angebracht.

Dabei, so Tobias Diehr, sind die vorgeschriebenen Maße genau einzuhalten. An den Randabhängungen wird jeder zweite Ortspfahl und jede zweite Rebe bestückt. Das entspricht einem Abstand von ungefähr zwei Metern. In der Mitte der Rebflächen erhält jede dritte Rebe in der dritten Reihe einen Dispenser. Die Einhaltung der Vorgaben sind insofern wichtig, als dass die Anzahl der von der Pheromon-Gemeinschaft ausgegebenen Dispenser genau für die jeweilige Fläche passt. Tobias Diehr wurden 675 Stück pro Hektar zur Verfügung gestellt. Alle Gruppenleiter müssen dabei ein zugewiesenes Gebiet von je 7-20 Hektar Reben versorgen.

Jedes Jahr werden die Dispenser bei Tobias Diehr mit der gleichen Mannschaft, bestehend aus den Winzern und deren Familien, angebracht. Immer an einem Samstag. Und immer mit einem kleinen Fest nach getaner Arbeit. In diesem Jahr musste der Winzer sowohl auf sein eingeschworenes Team als auch auf das Fest verzichten. Lediglich zu dritt, mit Vater und Sohn, konnten sie jetzt diese wichtige Tätigkeit ausführen. Ein enormer Arbeitsaufwand, den die drei Generationen jedoch mit viel Motivation und Eifer angegangen sind. Die Feier danach muss allerdings auf das nächste Jahr verschoben werden.

Auf die Frage, wie die Pheromon-Spender in den Reben arbeiten, erklärt Tobias Diehr folgendes: Hierbei wird die sogenannte Verwirrmethode zugrunde gelegt. Die Dispenser senden den lockenden Sexualduftstoff der Weibchen aus. Dadurch sind die Männchen irritiert und nicht mehr in der Lage, die Weibchen zu lokalisieren und sich mit ihnen zu paaren. Somit werden keine Eier gelegt und es schlüpfen keine schädlichen Larven. Insgesamt führt diese Methode schließlich zu einer gesunden Reduktion der Traubenwickler-Population. Diese Art der Schädlingsbekämpfung nutzen sowohl konventionelle als auch Bio-, Öko- und Demeter-Betriebe, schließlich kommt diese ganz ohne Insektizide aus.

Einmal im Jahr werden die Pheromon-Dispenser in den Reben angebracht. Und zwar rechtzeitig im Frühjahr, bevor der Flug der ersten Faltergeneration startet. Auf diese Art und Weise werden die Blüten der Reben und im Herbst die saftigen Trauben geschützt. Mit dem Rückschnitt der Rebstöcke am Anfang eines jeden Jahres werden die Ampullen wieder entfernt.

Und den kann man beispielsweise mit dem Angebot des Monats April genießen: einem Rivaner Qualitätswein trocken aus dem Jahre 2018. Ein frischer, lebendiger Wein mit nahezu exotischen Fruchtaromen sowie einem Hauch Cassis, Flieder und Jasmin. Der passende Tropfen für die ersten lauen Frühlingsabende im Garten, auf Balkon oder Terrasse.