Heute: Julian Schill
Auch in Bötzingen tut sich einiges. Neben den langjährigen, erfahrenen und bewährten Winzern rückt immer mehr die jüngere Generation vor, die den Familienbetrieb unterstützt, später in aller Regel übernimmt. Entweder um die Tradition zu wahren und dieses wertvolle Handwerk weiterzuführen. Oder auch um völlig neue Dinge auszuprobieren. Beides hat seine Berechtigung. Und beides ist für die Entwicklung des Bötzinger Weins von enormer Bedeutung.
Nach und nach möchten wir in unserem Blog einige unserer Jungwinzer vorstellen. Ihren Antrieb, ihre Ideen, ihre Ziele. Und über das, was ihnen neben tollen Weinen noch wichtig ist.
Winzer werden? Was denn sonst!
Heute starten wir mit Julian Schill, knapp 20 Jahre. Er hat seine Ausbildung als Winzer auf dem Ihringer Staatsweingut Blankenhornsberg absolviert. Derzeit geht er auf die Meisterschule. Zwei Winterhalbjahre muss er hier erfolgreich abschließen. Dann darf er sich Winzermeister nennen.
Dass seine Zukunft in den Reben liegen wird, war Julian Schill bereits als kleines Kind absolut klar. Wann immer möglich, begleitete er seinen Vater bei der Arbeit. Und packte auch schon mit an. Die Natur, das Bulldog-Fahren, die Faszination des Wachsens und Erntens hatten es ihm angetan. Niemand verlangte von ihm, dabei zu sein oder diesen Beruf zu ergreifen. Aber für Julian kam gar nichts anderes in Frage. Vielleicht liegt es ihm auch im Blut, denn soweit er zurückdenken kann, bewirtschaftet seine Familie Reben. Schon der Großvater war Landwirt und Winzer. Heute kümmern sich die Schills um etwa 20 ha Rebfläche.
Und noch was hat den Jungwinzer schon immer fasziniert: die Selbständigkeit. Das hat er sich von seinem Vater abgeschaut. Und schätzen gelernt. Die eigenen Entscheidungen treffen zu können, aber auch die Risiken selbst zu tragen.
Wertvolle Selektionen mit fantastischem Ergebnis
Julian ist im Familienbetrieb komplett eingestiegen. Die Weichen wurden frühzeitig dafür gestellt, so dass das Unternehmen beide Generationen finanziell tragen kann. Hierüber ist Julian sehr glücklich. Das war auch sein Ziel. Sicherlich wird er den Betrieb irgendwann einmal übernehmen. Bis dahin arbeiten alle Hand in Hand. Der junge Winzer hat nicht vor, hier alles umzukrempeln. Ist auch gar nicht nötig.
Und trotzdem hat die Winzerfamilie Schill etwas, worauf auch Julian sehr stolz ist: Sonderlagen oder auch sogenannte Premium-Selektionen mit Ruländer-Trauben. Und aus diesen entsteht der wunderbare und wertvolle „WHITE BÄR“, einer der Schätze der Winzergenossenschaft Bötzingen.
Natürlich benötigen solche besonderen Lagen auch besondere Aufmerksamkeit und extreme Pflege. Alle wichtigen Schritte werden per Hand ausgeführt. Darüber hinaus werden die Trauben im Frühstadium halbiert, um den Ertrag zu regulieren und gleichzeitig mehr Potenzial aus den Ruländer-Trauben herauszuholen. Und dafür entwickelt sich auch was ganz Besonderes.
Eine wichtige Allianz: der Winzer und die Natur
Die Reben und seine Arbeit stehen bei Julian Schill im Mittelpunkt. Die Tätigkeit macht ihm Spaß. Jeder Tag ist anders. Und jedes Jahr ist anders. Die Winzer sind extrem von der Natur abhängig. Und dieses Spiel mit den Naturgewalten bringt immer neue Herausforderungen. Der Höhepunkt für die Winzerfamilie Schill ist natürlich der Herbst. Hier laufen die Anstrengungen einer ganzen Saison zusammen. Natürlich ist auch Anspannung im Spiel, denn es darf nichts schief gehen. Immer öfter stehen die Winzer unter enormem Zeitdruck. Die Lese muss dann, insbesondere den klimatischen Verhältnissen geschuldet, sehr schnell gehen. Größtenteils sind hier Vollernter im Einsatz. Anders hingegen bei den Ruländer-Selektions-Trauben. Diese werden natürlich, ganz traditionell, per Hand gelesen.
Von der ersten Knospe bis zur Flasche
Und genau bis dahin werden wir Julian Schill für eine Saison begleiten. Schauen, wie sich die Ruländer-Trauben entwickeln, welche Arbeitsschritte notwendig sind, wie dieser wertvolle Schatz gehegt und gepflegt wird.
Und natürlich werfen wir anschließend auch einen Blick in den Weinkeller, sehen den Kellermeistern über die Schulter, sind bei der Abfüllung des „WHITE BÄR“ Grauer Burgunder Auslese trocken dabei. Und genießen ganz am Ende der Kette einer langen Zeitspanne diesen fantastischen, unverwechselbaren Wein.