Wie die meisten Nachwuchs-Winzer, kommt auch Florian Höfflin aus einer Familie, in der Landwirtschaft und Reben schon immer eine wesentliche Rolle gespielt haben. Beide Opas hatten schon eine Leidenschaft für Reben. In der Zwischenzeit kümmern sich er und seine Eltern im Nebenerwerb um die Rebstöcke. So ist es bis heute geblieben. Nur dass Freundin Claudia, ebenfalls Winzerin, nun genauso mit Hand anlegt. Etwa 9 ha Reben bewirtschaftet die Familie Höfflin. Und das funktioniert super, so Florian, wenn die ganze Familie mitarbeitet. So war es schon immer. Bereits als kleiner Bub ist er lieber mit seinem Opa in die Reben gegangen, als sich mit anderem zu beschäftigen. Genauso begleitet ihn heute sein dreijähriger Sohn zu den familieneigenen Weinstöcken.
Das Zusammenspiel mit der Natur hält immer neue Herausforderungen bereit
Natürlich hat Florian Höfflin den Beruf des Winzers ergriffen. Auch den Meister hat er in der Tasche. Seit dem 17. Juni diesen Jahres gehört er zum Vorstand der Winzergenossenschaft Bötzingen. Seiner Arbeit geht er auf einem Weingut am Kaiserstuhl nach. In der Freizeit stehen die eigenen Reben auf dem Programm. Dazu gehören Müller Thurgau, die drei Burgunder-Sorten, Scheurebe, Sauvignon Blanc und ganz neu Chardonnay. Gerade der Chardonnay hat im Weißwein-Bereich an Bedeutung zugelegt und wird weltweit angebaut, so Florian Höfflin. Das Ziel des jungen Winzers ist eine hohe Vielfalt an Rebsorten. Die breite Sortenstruktur bringt zusätzlich den Vorteil, dass während der Weinlese jeden Tag geerntet werden kann.
Florian ist in der Regel mit Maschinenarbeit beschäftigt, Freundin Claudia kümmert sich bevorzugt um die Jungreben. Bei speziellen Arbeiten, beispielsweise die Traubenteilung, packen beide gerne gemeinsam an. Was das Winzerleben ausmacht? Die Vielfältigkeit. Jedes Jahr ist anders. Es geht darum, mit der Natur Hand in Hand zu arbeiten, auf die klimatischen Verhältnisse zu reagieren. Ist es ein frühes oder spätes Jahr? War der Rebschnitt im letzten Jahr so okay oder muss er in diesem Jahr korrigiert werden? Langeweile kennen die Höfflins nicht.
Pilzresistente Reben als möglicher Meilenstein für den deutschen Wein
Und es ist für Florian immer wieder spannend, neue Sachen auszuprobieren. Schon im Lehrbetrieb als auch bei seiner Arbeit in den Reben hat sich der Jungwinzer immer wieder mit dem Thema Boden und Nachhaltigkeit beschäftigt. Es wäre in Zukunft toll, mit Rebsorten zu arbeiten, die mit noch weniger Pflanzenschutz bewirtschaftet werden können. Das würde nicht nur Arbeit sparen, sondern auch die nachhaltige Bewirtschaftung im Weinbau weiter fördern.
Aus diesem Grund hat sich der Jungwinzer entschlossen, eine für ihn und die Winzergenossenschaft Bötzingen neue Sorte auszuprobieren. Die sogenannten „Piwis“ (pilzwiderstandsfähige Rebsorten) kommen mit weniger Pflanzenschutz aus. Die Vorlaufzeit für solch ein Vorhaben ist enorm. Etwa 1,5 Jahre vor dem Einpflanzen der Reben müssen diese vorbestellt werden. Die Veredelung, also die Zusammensetzung von Unterlage und Edelreis, ist bereits erfolgt. Nun kommen die „Stöcke“ in der Rebschule für ein Jahr in den Boden, um Wurzeln auszubilden. Erst dann kann Florian Höfflin diese bei sich anpflanzen. Das wird im Frühjahr 2022 der Fall sein. Etwa einen halben Hektar hat er dafür vorgesehen. 2023 wird es die erste kleine Ernte geben. Im darauffolgenden Jahr sollte sie dann schon etwas größer ausfallen.
Auch die Verbraucher müssen davon überzeugt sein
Bei den Piwi-Trauben handelt es sich um die Sorte Souvigner Gris, einen Weißwein. Diese haben eine sehr robuste Schale, sind nahezu resistent gegenüber den üblichen Pilzkrankheiten. Je nachdem, wann sie gelesen werden, entwickeln sie beim Ausbau unterschiedliche Charaktere. Auch für die Kellermeister ist der Souvigner Gris eine völlig neue Herausforderung. Und hochspannend zugleich. Auch Florian Höfflin freut sich darauf, die „Metamorphose“ der Trauben bis in die Flasche zu begleiten. Für ihn geht es nicht nur darum, den Anbau dieser Sorte voranzutreiben. Vielmehr möchte er auch den Ausbau der Trauben im Keller mitverfolgen. Hautnah mitbekommen, wie sie sich im Tank entwickeln, welcher Wein entsteht.
Der Jungwinzer setzt viel Hoffnung auf die Piwi-Trauben. Ob diese ein Erfolg sein werden, hängt auch ganz entscheidend von den Verbrauchern ab. Hier ist die Akzeptanz notwendig. Ein Erfolg ist es für Florian Höfflin jedoch schon jetzt. Denn der Einsatz von weniger Pflanzenschutzmittel ist so oder so für den Menschen wie für die Natur eine tolle Sache.
Und so geht es weiter
Was es mit dem „Stecken“ in der Rebschule auf sich hat, wie sich die Pflanzen entwickeln, wann sie auf dem vorgesehenen Rebberg gepflanzt werden, wie sie wachsen und Früchte tragen und natürlich, wie sie ausgebaut werden und was für ein Wein daraus wird – all diese Schritte werden wir gemeinsam mit Winzer Florian Höfflin und seiner Familie begleiten. Es wird eine spannende und aufregende Zeit. Vielleicht sogar eine Zeit, die eine Wende für die Winzer einläutet.