Der Weinbau hat bereits eine lange Tradition in der Familie Meier. Frühere Generationen führten den Betrieb als typischen Gemischtbetrieb mit Wein-, Ackerbau und Viehzucht. Später dann noch Gemüse und Obst. Zwischenzeitlich ist es ein reiner Weinbaubetrieb, den Erwin Meier zusammen mit seiner Frau Monika bewirtschaftet.
In diesem Jahr feiert er sein 40jähriges Winzer-Jubiläum. Genau 40 Jahre und zwei Monate ist er jetzt als Winzer tätig. Und noch kein bisschen leiser…
Immer das Besondere im Blick
1988 wurde der junge Winzer in den Vorstand gewählt, als zweiter Vorsitzender. 1999 übernahm er den Vorsitz. Vielfältige Aufgaben sind damit verbunden. Immer im Wandel mit der Zeit.
Ein Steckenpferd von Erwin Meier und auch eine der wichtigsten Aufgaben als Vorstandsvorsitzender ist das Qualitätsmanagement. Zusammen mit der Verwaltung werden vor jeder Generalversammlung die Erzeugungsgrundlagen für das folgende Jahr definiert. Heißt so viel wie: Welche Mengen und welche Qualitäten möchten wir ernten. Besonders die höheren Qualitäten Spätlese, Auslese, edelsüße Weine und die Bukett-Sorten sind im Block „Sonderlesen“ zusammengefasst. Hier wird jede einzelne Parzelle ausgewählt und der Winzer erhält präzise Vorgaben zur Bewirtschaftung. Bei der Überwachung der Pflege und vor allem der Traubenreife kann Erwin Meier dann auf die Mithilfe der Verwaltungsmitglieder zählen. Ein besonderes Highlight war bisher immer die Planung, Organisation und Durchführung der Eisweinlese. Bei entsprechenden frostigen Temperaturen muss diese Lese in der Morgendämmerung innerhalb von 2 Stunden abgeschlossen sein. Nur so kann die hohe Qualität gewährleistet werden. Zahlreiche Prämierungen haben sich die Bötzinger hier schon einheimsen können. Ein gutes Gefühl.
Es ist wichtig, bei den Kunden immer präsent zu sein
Eine weitere Tätigkeit des Vorstandsvorsitzenden ist die Organisation von Auf- und Abbau der Weinfestlaube, beispielsweise beim Breisacher Weinfest. Diese Events, genau wie die Weinmessen, sind für Werbung und Vermarktung des „BÖTZINGERS“ unerlässlich. Hier sind mittlerweile viele Winzer aktiv dabei, den Bötzinger Wein zu präsentieren und zu verkaufen. Auch die Bewirtung am Vogelsang in den Bötzinger Reben wird von den Wanderern und Spaziergängern sehr gut angenommen. Hier sind die Winzer ebenfalls gefragt. Erwin Meier ist immer froh, wenn es positive Rückmeldungen zur Mithilfe aus den Reihen der Winzerinnen und Winzer gibt. Schließlich können wir nur vom Werben und Verkaufen leben. „Hier können wir die Winzer einbinden und mitnehmen“ sagt er.
Genauso aktiv ist Erwin Meier mit Kellerführungen und Weinproben. Auch diese Events müssen derzeit pausieren. Aber darauf freut sich der Vorstandsvorsitzende schon wieder.
Bei allen wichtigen Entscheidungen dabei
Erwin Meier versteht sich natürlich als Bindeglied zwischen den Mitgliedern und dem Vermarktungsbetrieb. Genauso vertritt er die Interessen bei Besprechungen und Versammlungen auf Verbandsebene.
Und er ist bei wichtigen Entscheidungen dabei, wie beispielsweise bei Neubau- oder Reparaturmaßnahmen. 2015 wurde lange über einen neuen Gärkeller diskutiert. Letztendlich wurde er realisiert. Vorstand sowie Winzergenossenschaft sind jetzt sehr froh, dass er ihnen mit all seinen Vorteilen zur Verfügung steht.
Der Höhepunkt des Jahres: die Weinlese
Und jeden Spätsommer wird es spannend: Die Trauben reifen und der Beginn der Weinlese muss geplant werden. Wie schon erwähnt, helfen die Verwaltungsmitglieder beim Öchslemessen mit. Aufgrund der Messdaten der Verwaltungsmitglieder entscheiden Geschäftsführer Volker Kern, die Kellermeister Heinrich Höfflin und Clemens Disch sowie Vorstandsvorsitzender Erwin Meier, wann genau der Herbst startet. Jede Woche kommen sie dann zweimal zusammen, um den Herbstplan zu erstellen.
Jedes Jahr, so Erwin Meier, ist die Weinlese ein Höhepunkt. Für ihn als Winzer und in Funktion als Vorstandsvorsitzender. Schon so viele Jahre ist er dabei. Und jedes Mal ist es anders, gibt es neue Herausforderungen. Die zu meistern, ist das wichtigste. Auch der Herbst 2020 ist sehr positiv verlaufen, stand jedoch im Zeichen des Klimawandels. Trockenheit und Hitze erforderten zum Ende hin eine sehr schnelle Weinlese. Die Weißweintrauben wurden zuerst eingefahren, danach die Rotweine. Diese Strategie wird bei absolut gesundem Traubengut frische und fruchtige Weißweine sowie gehaltvolle und farbintensive Rotweine hervorbringen.
Der Blick ist immer nach vorn gerichtet
Die Arbeit mit dem jungen Geschäftsführer Volker Kern macht Erwin Meier viel Spaß. Er schätzt ihn als Pragmatiker und Teamplayer. Das ist wichtig. Die beiden arbeiten intensiv zusammen, telefonieren fast täglich. Es hat sich schon sehr viel Neues getan in den letzten Monaten. Ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Das Motto heißt: „Immer nach vorne schauen“. Es geht darum vorauszudenken. Was bedeutet die kommende Weingesetzreform für die WG Bötzingen? Sollte man auf Grund des Klimawandels vielleicht über neue Rebsorten nachdenken? Wie ändert sich der Markt? Wie reagiert der Konsument? Welche Sortenstruktur ist die beste? Hier ist Vorausplanung erforderlich, denn der Rebstock ist eine lange Kultur, wird bis zu 30 Jahre alt. Und es geht auch darum, den Winzern und ihren Familien ihr Auskommen zu garantieren. Auch das ist ein wichtiger Aspekt in allen gemeinsamen Überlegungen.
Der BÖTZINGER im Mittelpunkt aller Anstrengungen
Ein Herzensziel von Erwin Meier und Volker Kern ist, die Marke „BÖTZINGER“ in den Vordergrund zu stellen. Hier geht es vor allem darum, dass alle, Winzer wie Vermarktungsbetrieb, an einem Strang ziehen. Jeder sollte sich und sein Tun mit der Marke identifizieren. Nur so kann nachhaltiger Erfolg gewährleistet werden.
Die nächste Generation steht schon vor der Tür
Und noch etwas liegt Erwin Meier sehr am Herzen: Dass der Beruf des Winzers in der nächsten Generation weiterlebt, dass er genug Nachfolger findet. Die Tradition und alles Erreichte sollte fortgesetzt werden. Der Jugend muss vermittelt werden, dass der Winzer ein interessanter sowie herausfordernder Beruf mit vielen Perspektiven ist.
Weiterhin engagiert sich Erwin Meier, dass die Landschaft erhalten und gepflegt wird. Vor vierzehn Jahren haben er und Bürgermeister Dieter Schneckenburger den „Böschungspflege-Tag am Kaiserstuhl“ ins Leben gerufen. Den gibt es noch heute. Sein Ziel ist auch, dort, wo es geht, die Steillage in Bötzingen zu erhalten. Und dort, wo es nicht geht, sollte das Landschaftsbild zumindest gepflegt sein.
Über den Tellerrand schauen
Nach den Höhepunkten während seiner Jahre als Vorstandsvorsitzender gefragt, fällt Erwin Meier sogleich das 75jährige Jubiläum der Winzergenossenschaft Bötzingen ein. Das war im Jahre 2010. Genauso bemerkenswert war für ihn, als die Bötzingerin Katharina Dier Bereichsweinprinzessin und später badische Prinzessin wurde. Und die Eisweinlese am 7. Januar 2017. „Da hatten wir erstmals die 200° Öchslemarke geknackt“, erinnert er sich.
Wenn nach viel Arbeit und nach vielen Verpflichtungen dann mal Feierabend ist, genießt der Winzer auch einen guten Tropfen Wein. Am liebsten Weißburgunder Kabinett trocken. Den hat er zu seinem Lieblingswein gekürt. In der arbeitsärmeren Zeit nach der Weinlese verreisen er und seine Frau gerne und besuchen unter anderem Weinregionen in ganz Europa. „Über den Tellerrand schauen“ lautet ihr Credo. Denn schließlich nimmt man überall etwas mit.